2015 Frühjahrsfahrt Schleswig-Holstein

Überall ist Deekelsen

Termindruck auf Gruppenreisen kann durchaus positive Effekte zeitigen. Auf der Reise des Heimatvereins in das nordöstliche Schleswig-Holstein, angeführt von Reiseleitung Margret Sjuts und ersten Vorsitzenden Hendrik Tongers, enterte die buschikose Reisebegleitung Karin den Bus bevor man an das Einchecken im Hotel „Hohenzollern“ zu Schleswig überhaupt denken konnte, um mit einer Stadtführung Schleswigs zu beginnen. Karin war nicht nur buschikos, sie war auch sehr kompetent in ihren Erklärungen. Mit fast 50 Teilnehmern ging es zu Fuß durch die schöne Altstadt Schleswigs hin zum St. Petri Dom. Dieser gehört sicher zu den bedeutendsten Baudenkmälern Schleswig Holsteins, beeindruckend in seiner Schönheit des Innenraums und der Architektur. Obwohl Schleswig recht hügelig und nicht plattes Land ist, war ständig das hässlichste Gebäude der gesamten Reise zu sehen. In den 70er Jahren von Spekulanten gebaut an der Schlei, seinerzeit mit derselben PR-Melodie, die auch heute wieder gerne benutzt wird wenn es an sachlichen Argumenten mangelt. „Modern, visionär oder ambitioniert.“ Unsere Reisebegleitung Karin beschied uns knapp : „ Sieht aus wie eine überdimensionierte Küchenrolle 90 Meter hoch, der einzige Wert liegt darin, dass man von dort einen schönen Ausblick hat.“ Hätten die Wikinger geahnt, dass man das Ding auch noch „Winkingturm“ nennen würde, sie hätten zweifellos einen ihrer wenig zimperlichen Hausbesuche bei den Namensgebern gemacht. Nach einem sehr langen und intensiven Reisetag ging es dann zum Hotel „Hohenzollern“, das für drei Tage unser Hauptquartier sein sollte. Ein generell zu empfehlendes Hotel für Gruppenreisen mit durchgehend freundlich und serviceorientierten Mitarbeitern, guten Essen und ausreichend komfortablen Zimmern. Der Chef des Hauses spielte an einem späteren Abend „Bingo“ mit den Langeoogern im Festsaal. Die Regeln sind ungefähr so einfach gestrickt wie beim Cricket nur etwas komplizierter. Alle hatten mächtig Spaß an der Sache.

Die nächsten zwei Tage besichtigten wir unter sachkundiger Erläuterung unserer Reisebegleitung Karin den nordöstlichen Teil Schleswig Holsteins über Flensburg, Maas Holm, Kappeln und auch auf den Spuren der TV Serie „Der Landarzt!.
Dazu die unvergleichliche Landschaft mit den Rapsfeldern die gerade anfingen zu blühen. Diese zwei Tage bei strahlenden Sonnenschein erzeugten bei den Teilnehmern im Bus die gleichen Gefühle. Es kam einem vor, als sei dieser Landstrich mit seiner Landschaft, Dörfern und Kleinstädten aus der Zeit gefallen. Keine mit Windrädern zugestellte Landschaft, sondern Häuser mit einer in sich ruhenden Gestalt, in einer, der Landschaft und ihren klimatischen Bedingungen angepasste Bauweise. Die Leute die diese Bauweise erfanden die verstanden etwas von ihrer Heimat und der Landschaft und offenkundig haben sie bis heute nicht vergessen, dass das Wohnen als wesentlicher Bestandteil des Lebens eine intensive Beziehung zur Landschaft einschließt. „ Überall hier ist Deekelsen“ sagte unsere Reisebegleitung und nachdem wir das Haus des TV Landarztes, heute ein Café, besucht hatten, konnte wir nur feststellen. Sie hatte recht. Ob das kleine Dorf Rabel mit dem Geburtshaus von Magret Sjuts, Kappeln oder Maas Holm, überall war die Romantik von „Deekelsen“ spürbar. Nicht als Filmkulisse, es war die Wirklichkeit. Als Besucher dieses einmalig schönen Landstriches geht es einem aber nicht so wie es Menschen in einem anderen TV Format namens : „Die Auswanderer „ergeht. Bei denen führt die überschwellende Freude am letzten Urlaubsort oft zu verstörenden Übersprungshandlungen zu Hause. Da werden die Kinder, 3 Katzen, zwei Hunde und die Kanarienvögel zuzüglich einer Hand voll Euros eingepackt und ab geht es in irgend ein andalusisches oder mallorquinisches Dorf um die dortige Dorfgemeinschaft mit dem europäischen Solidar- Gedanken an zu testen. Bei den Teilnehmern der Heimatvereinsreise nach Schleswig Holstein war es mehr die Dankbarkeit und Begeisterung, dass es so etwas wie das Gesehene in diesen Zeiten noch gibt in Deutschland. Gottseidank plagten keinen der Teilnehmer spontane Niederlassungspläne in Schleswig, sonst wäre er auf dem Rückweg um ein ungemein leckeres Spargelessen auf dem Spargelhof „Thiermann“ bei Kirchdorf gekommen. Mit der 19.30 Fähre erreichten die gutgelaunten und zufriedenen Mitglieder des Heimatvereins Langeoog die Insel.

Hendrik Tongers
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