Hier läuft eine Podcast-Serie "Zeitfragen".
Ein aktueller Beitrag: Langeoog – der lange Schatten der „Insel der Volksgemeinschaft“, 6:45 Minuten
Mitttwoch 20.08.2025
Hier läuft eine Podcast-Serie "Zeitfragen".
Ein aktueller Beitrag: Langeoog – der lange Schatten der „Insel der Volksgemeinschaft“, 6:45 Minuten
Freitag, 08.08.2025
Ausstellung und Vortrag: Die Sturmflut 1825
Zur Eröffnung der Wanderausstellung der ostfriesischen Deichverbände und der Ostfriesischen Landschaft im HDI, die sich mit der verheerenden Sturmflut im Februar 1825 befasst, hielt Dr. Martina Karle auf Einladung des Heimatvereins Langeoog e.V. am Dienstagabend einen Vortrag, der sich mit dem Naturereignis aus geologischer Sicht beschäftigte — und zugleich einen Blick auf verschiedene Zukunftsszenarien im Umgang mit Sturmfluten, Küstenschutz und Klimawandel warf. Dr. Martina Karle forscht am Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven.
"Eine Naturkatastrophe vor 200 Jahren und ihre Bedeutung für den Küstenschutz in Ostfriesland in der Gegenwart" lautete der angekündigte Titel des Vortrags, zu dem sich trotz des sehr warmen Sommerabends zahlreiche Menschen im Haus der Insel eingefunden hatten. Darunter auch Bürgermeister Onno Brüling, der die Referentin und alle Interessierten herzlich begrüßte, sowie Erhard Nötzel, 1. Vorsitzender des Langeooger Heimatvereins. Letzterer war auf die Wanderausstellung der ostfriesischen Deichverbände und der Ostfriesischen Landschaft bei einem Festlandsbesuch aufmerksam geworden und hatte die auch für Langeoog hochinteressante Ausstellung dann über den Verein organisiert. Auf die Geologin Dr. Martina Kahle war Heimatvereinsmitglied Uwe Garrels bei einer Vortragsveranstaltung in Leer aufmerksam geworden, der die Wissenschaftlerin dann auch von einem Vortrag auf Langeoog überzeugen konnte.
Die "berühmteste" Sturmflut, Langeoog betreffend, sei sicher jene von 1717, leitete Erhard Nötzel zum Vortrag über, aber auch die Sturmflut vom 3./4. Februar 1825 hatte beachtliche Auswirkungen auf die Region. So nahm die Auswanderung von Ostfriesen nach Amerika danach stark zu, "so kaputt war Ostfriesland" - und zugleich wurde damit die Entwicklung des modernen Küstenschutzes angestoßen.
Dr. Martina Karle, die am Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung u.a. zu den gesellschaftlichen Anpassungen an natürliche Veränderungen der Landschaft forscht, warf im Laufe des einstündigen Vortrags mit anschließender Diskussion vor allem einen Blick auf die geologische Dimension hinter wiederkehrenden Naturereignissen wie Sturmfluten. Dazu zählte vor allem, wie die Küste geologisch aufgebaut ist, wie sie sich seit der Eiszeit veränderte, und welche Herausforderungen dies für den modernen Küstenschutz bringt. Auch zum Begriff "Naturkatastrophe" wurden Denkanstöße geliefert: Trotz der Verwendung des Begriffes in der Ankündigung mahnte Martina Karle vor einer "zu leichtfertigen Verwendung des Begriffes 'Katastrophe'", wenn es sich um ein wiederkehrendes, und damit leider gewissermaßen "normales" Naturereignis handele. Sie überschrieb ihren Vortrag daher selbst mit "Küste zwischen Stille und Sturm" und zeigte eindrucksvoll das Spannungsfeld zwischen teils stark romantisierter, touristischer Wahrnehmung der Küstenregion ("als Wohlfühlort für alles mögliche, im Einklang mit den Gezeiten") und einer eher martialisch anmutenden sprachlichen Rezeption "der Historiker und Küsteningenieure" mit dem "Meer als Feind", das als "Bedrohung" angesehen wird, dem man "das fortgenommene Land wieder entreißen" müsse.
Hinzu komme beim modernen Küstenschutz der Konflikt zwischen dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen einerseits und der Rücksicht auf Naturschutzbelange andererseits. Weitere Konflikte entstünden angesichts der verschiedenen Nutzungsinteressen im Küstenraum wie Militär, Energiewirtschaft, Fischerei, Küstenschutz und Tourismus. All dies wurde den Zuhörenden anschaulich und wissenschaftlich fundiert dargelegt, sodass man Saal I des HDI mit großem Erkenntnisgewinn verlassen konnte — denn wie so oft, half der Blick in die Vergangenheit auch beim Einordnen aktueller Herausforderungen wie der Stromtrassenquerung oder der Strandaufspülung, die in der anschließenden Diskussion auch mehrfach angesprochen wurden.
Die Darstellung des Aufbaus der Sedimentschichten und Sedimentbewegungen durch eine Sturmflut ließ die Anforderungen an Deichbauingenieuri:nnen für Fachfremde anschaulich werden; auch Auswirkungen der Relikte früherer Küstenschutzmaßnahmen wurden dabei erläutert wie die sog. "Poldertreppe". Zugleich wurde die Frage gestellt: "Harte Grenzen in einem dynamischen Übergangsbereich — ist das noch zeitgemäß?" Schließlich bestehe die deutsche Küste fast ausschließlich aus weichem Material und sei durch Wellen und Strömungen ständig in Bewegung: "Lockersedimente werden ständig umgelagert".
Natürlich wurde auch auf das konkrete Beispiel der Sturmflut vor 200 Jahren eingegangen. Ihre fatalen Auswirkungen auf Langeog und die Ostfriesische Küste rührten u.a. daher, dass ein extrem nasser Winter die (aus heutiger Sicht zu niedrigen und technisch unausgereiften) Deiche durchweicht hatten, Springtide herrschte und der Wind mit 9 Bft. aus Nordwest wehte; ein sog. Windstaueffekt stellte sich ein. Ein Windstaueffekt entsteht, wenn Wind auf ein Hindernis trifft, wie z.B. eine Küste oder eine Bergkette, und dadurch gestaut wird. Die Luft wird gezwungen, aufzusteigen, was zu verstärktem Wind, Wolkenbildung und Niederschlag führen kann.
Auch einige andere für die Region bedeutsamen historischen Sturmfluten und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung des modernen Küstenschutzes kamen zur Sprache, belegt mit historischem Bild- und Kartenmaterial sowie anspruchsvollen Grafiken.
Öffnungszeiten der Ausstellung 12.- 30.8. im HDI: Mo-Do 8.00-12.00 und 14.00-16.30 Uhr, Fr 8.00-12.00 Uhr, Sa 10.00-12.00 Uhr. Eintritt frei.
Fotos und Text: Mayk Opiolla
Freitag, 18.07.2025
Klabautermann-Spaß mit dem Heimatverein
Bei einer weiteren Ferienpass-Aktion des Heimatverein Langeoog e.V. konnten 10 Inselkinder im Alter von 9-13 Jahren einen spannenden Ausflug ans Festland unternehmen. Ziel war der große Indoor-Spielpark "Klabautermann" in Esens, von dem sich alle hellauf begeistert zeigten. Aber auch davor und danach bot sich Einiges: Ein leckeres Frühstück an Land, eine Radtour am Deich entlang mit Hafenbesichtigung sowie ein weiterer Spielplatz-Besuch. Angelika Fischer, die die Gruppe nach Esens begleitete und auch die Fotos zu diesem Artikel bereitstellte, berichtete von "sehr guter Stimmung" in der Gruppe - sogar noch auf der Rückfahrt mit der letzten Fähre nach diesem schönen und aufregenden, aber langen Ausflug auf den Kontinent.
Mittwoch, 16.07.2025
Knoten statt Pulen beim Ferienpass-Programm des Heimatvereins
Da für das geplante Ferienpass-Krabbenpulen am Seemannshus trotz aller Bemühungen keine ungeschälten Krabben zu bekommen waren, musste ein Alternativprogramm für die Kinder her, das trotzdem noch irgendwie mit Fisch(erei) zu tun hatte und ebenfalls Fingerfertigkeit verlangte. Deff Westerkamp brachte den Ferienpass-Kids die Herstellung von Knoten-Armbändern bei und entkräftete dabei gleichzeitig das Vorurteil, dass "sowas nur was für Mädchen" sei - schließlich hätten die Seeleute sich an Bord seit alters her mit Derartigem die Zeit vertrieben.
Neben der doch recht anspruchsvollen Bastelarbeit erfuhr der Insel-Nachwuchs dieses und weiteres Wissenswerte über das teils karge und arbeitsreiche Leben ihrer Vorfahren, darunter auch persönliche Anekdoten des gebürtigen Insulaners. Zum Abschluss gab es dann aber doch noch etwas "Handfestes" zum Thema Krabben: Statt selbstgepulter Krabben durfte fertig geschälter Granat verkostet werden. "Granat" ist die in Ostfriesland gebräuchliche Bezeichnung für die umgangsprachlich meist schlicht "Krabben" genannten Nordseegarnelen. Für diejenigen, die Crangon crangon (so der wissenschaftliche Name) "iiih" fanden, standen außerdem leckere Fischfrikadellen und Matjes bereit. Dazu gab es knusprige Inselbrötchen.
Die Brötchen stiftete die Backstube Remmers, die Fischspezialitäten Fisch Klette und das Bastelzubehör kam aus der Schmuggelkiste von Familie Recker/Sieger. Der Heimatverein Langeoog e.V. spendierte Getränke.
Peter Wettstein, 2. Vorsitzender des Heimatvereins, hatte an diesem Tag in den idyllischen Innenhof unter dem alten Birnbaum geladen, thematisch passend dekoriert mit einem historischen Fangnetz.
Text und Fotos: Mayk Opiolla
Mittwoch, 11.06.2025
Hochzeitsbank restauriert
In mühevoller Handarbeit hatte Bernd Spies 2021 eine alte Bank der Inselgemeinde restauriert. Das gusseiserne Gestell wurde gesandstrahlt und gespritzt. Ein noch erhaltenes Logo hatte er penibel neu angemalt und ein fehlendes Logo neu erstellen lassen.
Zum Schluß wurde sie mit rustikalem Eichenholz beplankt und imprägniert.
Das Holz war über die Jahre schimmelig geworden, darum hat Bernd Spies das Holz jetzt bearbeitet und neu gestrichen.
Die Besucher des Seemannshus können nun wieder Platz nehmen.
Freitag, 09.05.2025
Schüler polierten Stolpersteine
Am 8. Mai, dem 80. Jahrestag der Befreiung Deutschlands und Europas vom NS-Terror, wurde jetzt von Schülerinnen und Schülern der Inselschule ein wichtiges Zeichen der Mahnung und Erinnerung gesetzt. Die drei Stolpersteine der Insel, die an das Schicksal der Langeooger Familie de Heer unter dem Nazi-Regime erinnern, wurden von den Schülern Tamme und Fynn knapp ein Jahr nach ihrer Verlegung poliert. Weitere Schüler:innen hatten kurze Redebeiträge zum Thema vorbereitet. Auch Schulleiterin Petra Ahrenholz, Bürgermeister Onno Brüling und Peter Wettstein vom Heimatverein Langeoog e.V. hielten Ansprachen.
Am 8. Mai 1945 befreiten die Alliierten, eine internationale Koalition angeführt von der Sowjetunion, den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich, Europa von der Nazi-Herrschaft. Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht wurde am 7. Mai in Reims unterzeichnet und trat am 8. Mai in Kraft. Damit endete der Zweite Weltkrieg, der insgesamt über 60 Millionen Todesopfer gefordert hatte. Hinzu kam eine enorme Zahl an verfolgten, vertriebenen, enteigneten, entrechteten und an Leib und Seele geschändeten Menschen. Mit unfassbarer Grausamkeit hatte das Regime um Adolf Hitler Leben in "wert" und "unwert" aufgeteilt und mit den Konzentrationslagern eine regelrechte Ermordungs-Industrie in Gang gesetzt, der Millionen Unschuldige (darunter Menschen jüdischen Glaubens oder -Abstammung, Geistliche, Kommunisten, Arbeitslose, Menschen mit Behinderung, homosexuelle und transidente Personen, Sinti und Roma sowie Personen im Widerstand) zum Opfer fielen.
Um dieses Grauen anhand von Einzelpersonen etwas greifbarer zu machen, nennen die inzwischen in ganz Europa verlegten Stolpersteine Namen von Menschen mit Hinweisen auf deren Schicksal wie "vertrieben", "gedemütigt" oder "ermordet". Die Stolpersteine sind eine Idee des Künstlers Gunter Demnig, der auch die Verlegung der Langeooger Stolpersteine im Juni 2024 persönlich vorgenommen hat. Mit der Verlegung wurde auch eine Vereinbarung mit der Inselschule getroffen, dass jeweils die 9. und 10. Klasse der Schule für die Pflege der Steine zuständig sein soll, während parallel der Zeitraum der totalitären NS-Diktatur (1933-1945) im Geschichtsunterricht aufgearbeitet wird. Auf die Reinigung der Stolpersteine am 80. Jahrestag des Kriegsendes hatte Geschichtslehrer Uwe Fiebig die Jugendlichen vorbereitet.
Sie präsentierten jeweils kurze Texte, die u.a. Hintergrund und Rezeption des Stolperstein-Projekts erläuterten oder mit dem Zeitraum untrennbar verbundene Begriffe wie "Deportation" erklärten. Während der Ansprachen behandelten die Schüler Fynn und Tamme die drei Messingquader behutsam nach der vorliegenden Anweisung des Künstlers.
Allen Schüler:innen wurde von Schulleiterin Petra Ahrenholz, Bürgermeister Onno Brüling und Peter Wettstein (2. Vorsitzender des Heimatvereins) herzlich für ihr Engagement gedankt.
"Mit dem heutigen Tag denken wir nicht nur an das Ende des Krieges, sondern auch an die heutige Verantwortung", leitete Petra Ahrenholz ihre Begrüßung ein. In einer Zeit, in der weltweit antidemokratische Strömungen wieder erstarken, brauche es einen "Akt des Widerstandes gegen das Vergessen". Die Stolpersteine seien zugleich "Erinnerung an das Unrecht der Vergangenheit und Mahnung an die Verantwortung der Gegenwart". Für die Schulgemeinschaft sei dieser Auftrag besonders wichtig, "denn wir sind es, die Prinzipien und Werte an kommende Generationen vermitteln". Petra Ahrenholz warnte vor einer zunehmenden Verrohung und Menschenfeindlichkeit in der Gesellschaft. Umso wichtiger sei es, "aktiv gegen Intoleranz, Ausgrenzung und Hass" zu arbeiten. "Die Erinnerung muss uns antreiben und Motivation für den Einsatz für eine bessere Gesellschaft, für eine gerechtere Zukunft sein", so die Schulleiterin.
Auch Bürgermeister Onno Brüling sprach mahnende Worte zum aktuellen Erstarken rechtsextremer Kräfte in Deutschland und der Welt. Der "schon viel zu lange" in Europa tobende Krieg, militärische Drohgebärden, weltweite Aufrüstung und Regierende, die offen darüber sprechen, fremde Gebiete annektieren zu wollen, müssten deutlich vor Augen führen, dass Frieden nicht nur ein hohes, sondern auch sehr fragiles Gut sei. Auch die Einstufungen des Bundesamts für Verfassungsschutz in Deutschland müsse man "sehr ernst nehmen".
"Diese Entwicklungen bereiten mir Sorge", sagte der Bürgermeister - selbst Vater dreier Kinder. "Sorge, dass unsere Kinder nicht in der friedvollen Welt aufwachsen, die sie brauchen und die sie verdient haben."
Familie de Heer, an die mit den Stolpersteinen erinnert werde, stehe "exemplarisch für viele Familien, die in dieser Zeit gelitten haben, auch auf dieser schönen Insel", erläuterte Onno Brüling; ihre Geschichte sei "eine von vielen, die in diesem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte geschrieben wurden". Die mahnenden Steine seien für ihn aber "nicht nur Zeichen der Trauer, sondern auch der Hoffnung und Versöhnung". Der Bürgermeister rief dazu auf, "innezuhalten und darüber nachzudenken, welche Werte und Prinzipien wir als Gesellschaft verteidigen und weitergeben möchten - und müssen".
Im Anschluss ergriff Peter Wettstein im Namen des Langeooger Heimatvereins das Wort. Der 1. Vorsitzende, Erhard Nötzel, war leider terminlich verhindert. Der Heimatverein war bei der Umsetzung des Stolperstein-Projekts federführend. Peter Wettstein erläuterte den Anwesenden den Weg von der Idee zur Realisation und die damit verbundenen Herausforderungen. Etwa die, dass es lange kaum Material zur NS-Zeit auf Langeoog gab, bis sich der Historiker Prof. Dr. Jörg Echternkamp aus Potsdam intensiv der Materie annahm; ebenfalls in engem Austausch mit dem Heimatverein.
Zur Geschichte der Familie de Heer lieferten Norda Westerkamp und Christoph Lowes wichtigen Input. Peter Wettstein zeigte sich für das Engagement aller Beteiligten sehr dankbar und ging auch nochmal auf die Lebensgeschichte der de Heers ein. Außer an deren Schicksal erinnerte er auch an die zahlreichen anderen Kriegsopfer auf Langeoog: Von den zu Tode geschundenen oder verhungerten Zwangsarbeitern bis zu den im Kriegseinsatz gefallenen oder bei Bombenangriffen getöteten Langeoogern.
Zum Abschluss lobte Peter Wettstein nochmals den Einsatz der Schülerinnen und Schüler an diesem historisch bedeutsamen Datum, wofür diese großen Applaus erhielten.
Text und Fotos: Mayk Opiolla
Donnerstag, 15.03.2025
Bücherberg fürs Archiv
Diese Berge von Langeoog-Büchern hat Anke Scholz gesammelt. Jahrzehntelang hat sie Reisen nach Langeoog gemacht. Sie hat sich davon jetzt getrennt und sie dem Heimatverein übergeben. Dabei sind auch alte Ansichtskarten und Gästeführer, die sich noch nicht im Archiv befanden. Gerne würde der Verein seinen Besuchern diese Schätze zur Ansicht stellen, aber ohne ordentliche Archivräume geht es leider nicht.
So landen sie notgedrungen im Keller des HDI.
Samstag, 08.03.2025
Warum ein Standesamt auf Langeoog Hochzeitspaare anzieht – sogar aus Australien
Text und Fotos: NWZ Fabian Steffens
Das Seemannshus auf Langeoog ist ein beliebter Ort für Eheschließungen. Mit 179 Hochzeiten im vergangenen Jahr zog es viele Paare an, die eine besondere Verbindung zur Insel haben. Doch was ist der Reiz?
Langeoog - Das alte Seemannshus auf Langeoog ist nicht nur Heimatmuseum, es ist gleichzeitig auch Sitz des Standesamtes. Deshalb kann in der historischen Friesenstube geheiratet werden, im vergangenen Jahr 179 Mal. Auf so viele Eheschließungen käme die Gemeinde selbst nicht, es sind vor allem Inselgäste, die auf Langeoog heiraten. Dadurch hat der Landkreis auch die meisten Eheschließungen pro Einwohner in ganz Niedersachsen.
Stammgäste der Insel
„Es sind vor allem Stammgäste mit einem Bezug zur Insel, die hier heiraten“, sagt Peter Wettstein, einer von zwei Standesbeamten. Die Leute kämen größtenteils entweder schon als Kinder nach Langeoog oder hätten ihren ersten gemeinsamen Urlaub hier verbracht. Manchmal kommen aber auch Menschen von weit weg. „Einmal kam auch ein Paar aus Australien. Die hatten Langeoog im Internet gefunden“, sagt der Standesbeamte.
Am Seemannshus gibt es außerdem eine besondere Tradition: Nach der Trauung darf das Hochzeitspaar einen Backstein mit den eigenen Initialen und dem Hochzeitsdatum vor dem Standesamt verlegen. „Viele kommen auch Jahre später nochmal, um sich ihren Stein anzuschauen“, sagt Wettstein.
Hochzeiten als Wirtschaftsfaktor
Auf die Idee mit den Hochzeiten kam Ende der 1990er-Jahre der Heimatverein, der im Seemannshus seit 1990 das Heimatmuseum betreibt. Seitdem hat sich das etabliert. „Die Hochzeiten sind auch ein Wirtschaftsfaktor“, sagt Wettstein. Die Ehepaare und ihre Gäste verbringen ein paar Tage auf der Insel, oft in Hotels, und geben Geld in Restaurants aus. „Bei der Hochzeit wird oft nicht gespart“, sagt Wettstein. Viele Betriebe hätten sich auch extra auf Hochzeitsgesellschaften eingestellt.
Bei der standesamtlichen Hochzeit selbst kann aber nur ein kleiner Kreis dabei sein. Die Friesenstube bietet Platz für maximal 15 Personen. Da ist es aber recht voll, meist seien es laut dem Standesbeamten bis zu zehn Gäste. Im Sommer würden sie außerdem manchmal die Fenster aufmachen, damit auch von draußen zugehört werden könne. Im Garten um das Seemannshus gibt es aber Platz für einen Umtrunk mit dem neuen Ehepaar und mehr Gästen.
Dass Hochzeiten an Orten wie dem Seemannshus so beliebt geworden sind, könnte laut Wettstein auch etwas mit Veränderungen in der Gesellschaft zu tun haben: „Die Bedeutung der Kirche und kirchlicher Hochzeiten hat abgenommen. Die Leute wollen aber trotzdem zur Hochzeit etwas Besonderes haben.“ Heiraten auf der Insel ist deshalb für viele attraktiv.
Heimatmuseum mit Archiv
Das Seemannshus ist aber auch ohne zu heiraten einen Besuch wert. Warum, kann Wettstein sehr genau erklären. Er ist nämlich nicht nur Standesbeamter, sondern auch zweiter Vorsitzender des Heimatvereins. Der Verein kümmert sich ehrenamtlich um das Gebäude und pflegt das Heimatmuseum. Heimatmuseum klingt dabei altbackener, als es ist. Darin ist nicht nur die Geschichte des Hauses bis 1787 erklärt, sondern auch die Geschichte der Insel. Alte Bilder, Möbel und Gegenstände der Insulaner sind ausgestellt, das digitale Archiv ermöglicht auch einen Blick auf Zeitzeugen-Interviews bereits verstorbener Inselbewohner. Dabei geht es auch um die hässlichen Seiten der eigenen Geschichte, etwa die Behandlung russischer Kriegsgefangener während des Zweiten Weltkriegs.
Das Haus bekommt aber Platzprobleme. Der Verein erhält laut Wettstein immer wieder Bilder, Dokumente und andere Erbstücke, die gelagert und archiviert werden. „Wir haben zwar fast alles digitalisiert, aber die Originale wollen wir trotzdem behalten“, sagt der zweite Vorsitzende. Bisher ist vieles im Keller des „Haus der Insel gelagert, aber der Verein sucht neue Räume. Durch den begrenzten Platz auf der Insel leichter gesagt als getan.
Samstag, 01.03.2025
Seemannshus ist in die Saison 2025 gestartet
Das Museumsteam des Heimatvereins ist am Samstag in die neue Saison gestartet. Das Seemannshus ist jetzt wieder vier mal in der Woche geöffnet. Dienstags, donnerstags, samstags und sonntags kann man von 14 bis 16 Uhr einen Blick in die Vergangenheit Langeoogs werfen. Ab 15 Uhr gibt es Führungen im Haus.
Zum Team, das viele interessante und spannende Geschichten zu den Exponaten des Heimatvereins aus unterschiedlichen Zeiten zu erzählen weiß, gehören neben (von links) Christa Brodtmann, Silke Hansmann, Helga Leiß, der zweite Vorsitzende Peter Wettstein, Christel Sommer und Angelika Fischer auch Fiona Wettstein, Norda Westerkamp, Manfred Lau und Lars Vogel.
Das erste Haus auf dem Grundstück wurde 1794 von Heinrich Lücken gebaut, 1990 wurde das Seemannshus zum Heimatmuseum. Seit einigen Jahren ist das Haus auch das Standesamt der Insel, rund um das Haus liegen hunderte Klinker mit den Initialen von Brautpaaren, die sich hier das Ja-Wort gaben. Seinen Namen trägt das Haus nach Familie Seemann, die ab 1888 hier lebte.
Gruppen, Schulklassen oder Vereine können über die Kontakt-Mailadresse oder Tel. 015170853834 Termine vereinbaren.
Foto und Text: Klaus Kremer
Mittwoch, 05.02.2025
Ein neuer Nachlass erzählt bewegende Geschichte
Stefanie Laue-Horstmann hat dem Heimatverein Fotos und Dokumente ihres 2022 verstorbenen Vaters Heinrich Laue übergeben.
Heinrich Laue hat eine bewegende Lebensgeschichte. Er wurde am 30.11.1930 in Emden geboren und kam als 10-Jähriger mit seiner Familie nach Langeoog. Wie fast alle wurde auch er Mitglied in der Kindergruppe der NS-Frauenschaft. Im Juli 1943 erhielt er als 12-Jähriger (!) einen Einberufungsbefehl ins Wehrertüchtigungslager zum Sondereinsatz Ost nach Memel, wo er zum Panzerfaustschützen ausgebildet und an die Front geschickt wurde. Seine Schwestern wurden als Haushaltshilfen in Deutschland verstreut eingesetzt.
Ende 1944 kam er gesundheitlich angeschlagen zurück nach Langeoog. Im März 1945 wurde er konfirmiert. Für ihn stand fest: er wollte zur See fahren. Seine Eltern waren nicht einverstanden und verweigerten die Unterschrift unter den notwendigen Papieren, die er benötigte, weil er noch nicht 16 Jahre alt war. Seine Schwester Lieschen fälschte deshalb erfolgreich die Unterschrift der Eltern.
So begann seine Seefahrtzeit im September 1946 bei der Unterweser Reederei (URAG), er war auf Großer Fahrt, wurde Kapitän und blieb dort bis zur Rente 1986.
Samstag, 05.10.2024
Oberseminararbeit von 1956 dem Heimatverein übergeben
1956 hat Langeoog-Stammgast Horst Schmidt eine umfangreiche und ausführlich bebilderte Oberseminararbeit über den Fremdenverkehr auf Langeoog an der TU Braunschweig vorgelegt, um seine Zulassung zum Staatsexamen für das Lehramt zu erhalten. Diese Schrift hat er jetzt dem Heimatverein Langeoog e.V. geschenkt; Helga Leiß nahm sie im Namen des Heimatvereins dankend entgegen. Der gebürtige Berliner, der in Westaccumersiel aufwuchs, kam 1948 erstmals auf die Insel und verbringt bis heute viel Zeit auf Langeoog. "In der Kindheit waren wir in allen Schulferien da, oft auch über den Jahreswechsel", erzählen seine Töchter Annette und Renate, die Horst Schmidt samt Ehefrau Gudrun und Schwiegersöhnen zum Seemannshus begleiteten.
Für die Erstellung der Oberseminararbeit über Langeoog verbrachte der pensionierte Lehrer, der an der TU Braunschweig Geografie, Mathematik und Sport studierte, rund zwei Monate vor Ort, während derer er über dem heutigen Kino/Restaurant "Windlicht" untergebracht war. Das Abtippen übernahm im Anschluss, wie Horst Schmidt als Anekdote erzählte, letztlich jedoch die Sekretärin einer Rechenmaschinenfabrik, in der er damals als Werkstudent arbeitete. "Ich hätte das selber nicht so ordentlich und sauber hinbekommen", gab Horst Schmidt schmunzelnd zu. Durch das ausführliche Kartenmaterial und die vielen Fotos ist die Oberseminararbeit ein interessantes Zeitzeugnis zur geografischen Entwicklung und zum Zustand der Insel Langeoog in den 50er Jahren. Auch die Spiekerooger dürfen sich über eine ähnlich interessante Gabe fürs Heimatarchiv freuen, denn seine Examensarbeit fertigte Horst Schmidt über die östliche Nachbarinsel Langeoogs an. Im Laufe seines Studiums und im Berufsleben hat sich Horst Schmidt immer wieder intensiv mit den Ostfriesischen Inseln beschäftigt - und natürlich auch fast alle selbst bereist. Langeoog hat es dem 92jährigen dabei aber auf besondere Weise angetan, sodass er auch privat der Insel seit Jahrzehnten eng verbunden ist. An die ersten Eindrücke von der Insel - damals erfolgte die Anreise von Westaccumersiel noch mit dem Fischkutter - erinnert er sich bis heute lebhaft, denn damals habe er das Eiland gleich ins Herz geschlossen und eine besondere Verbindung festgestellt.
Text und Fotos: Mayk Opiolla
Sonntag, 15.09.2024
Bericht in der taz zur Buchpremiere im Seemannshus
Der Journalist Felix Zimmermann hat einen sehr guten Bericht in der taz veröffentlicht. Er war bei der Buchpremiere im Seemannshus dabei und beschreibt anschaulich die Veranstaltung und das Buch von Jörg Echternkamp:
Link zum Artikel
Sonntag, 15.09.2024
Motorrettungsboot LANGEOOG
Vor genau 70 Jahren fand eine unglaubliche Seenotrettung statt, bei der das Motorrettungsboot LANGEOOG und seine Besatzung eine entscheidende Rolle spielten. Da kommt kein Krimi mit - die Geschichte ist bei der DGzRS dokumentiert >
Bericht
Mittwoch, 30.07.2024
Reges Interesse an Langeooger Geschichte
Über ein volles Haus — oder eher einen vollen Garten — konnten sich Prof. Dr. Jörg Echternkamp aus Potsdam, Suntje Krebs und Torsten Meyer von der Buchhandlung Krebs sowie die Mitglieder des Heimatvereins Langeoog freuen. Zur Vorstellung des zweibändigen Werks "Langeoog — Biographie einer deutschen Insel" waren so viele Interessierte geströmt, dass für einige nur noch Stehplätze verfügbar waren. Auch der Büchertisch war sofort umlagert; der Buchbestand in der Buchhandlung war bereits vor der Premiere ausverkauft gewesen, die Nachbestellung läuft.
Das riesige Interesse an der Buchpremiere zeigte einmal mehr die Notwendigkeit einer professionellen und objektiven Aufarbeitung der Inselgeschichte, auch und gerade, was eher dunkle Zeiten der Langeooger Geschichte angeht. Der Zeit des Nationalsozialismus, genauer: der Jahre 1933-1939, ist daher auch der komplette zweite Band gewidmet. Professor Dr. Jörg Echternkamp hat dafür unzählige Stunden in Archiven verbracht, Zeitzeug:innen angehört, Gerichtsakten, Kirchenbücher und zeitgenössische Briefe und Tagebücher gelesen, um Fakten zu sichern, Thesen zu be- oder widerlegen sowie die Stimmung und den Alltag der damaligen Zeit einzufangen. Im Juni war bereits sein Vortrag zur Inselgeschichte sehr gut besucht gewesen.
Prof. Dr. Jörg Echternkamp wurde 1963 in Herford (Westfalen) geboren und lebt in Potsdam. Er ist Wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam und apl. Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Mit dem Opus "Langeoog — Biographie einer deutschen Insel" hat der Historiker die erste umfassende wissenschaftliche Arbeit zu einer deutschen Insel vorgelegt; lediglich zur Geschichte Helgolands gibt es Vergleichbares. "Der Umfang des Buches hat mich am Ende selbst überrascht", sagte der Wissenschaftler. Beide Bände haben zusammen 950 Seiten, unter der ISBN 978-3-11-133128-7 ist das Werk
im Buchhandel bestellbar. Band 1 trägt den Untertitel "Das Nordseebad zwischen Monarchie und Republik", Band 2 den Untertitel "Tourismus und Nationalsozialismus, 1933-1939". Zwei weitere Bände sind geplant.
Erhard Nötzel, Vorsitzender des Langeooger Heimatvereins, begrüßte die Anwesenden. Er selbst habe die Bücher bereits gelesen und lobte deren gute und auch laienverständliche Lesbarkeit, für Leser:innen; die sich der Arbeit mit wissenschaftlichem Anspruch nähern wollen, böten reichlich Fußnoten einen tieferen Zugang zur Materie. Er empfehle das Werk "jedem, der historisch interessiert ist". "Warum aber schreibt ein Historiker aus Potsdam ein Buch über Langeoog? — Das bedarf einer Erklärung", stellte der Heimatvereinsvorsitzende fest und übergab das Wort damit wieder an den Geschichtsprofessor Dr. Jörg Echternkamp.
Dieser sei eher auf ungewöhnliche Art auf das Thema gestoßen — nämlich mitnichten bei seiner Arbeit im Institut, sondern in seinem Urlaub auf Langeoog. Dort fiel ihm auf, dass es "in der ansonsten sehr gut sortierten Buchhandlung Krebs" kein einziges neueres, umfassendes und wissenschaftliches Werk zur Inselgeschichte gab. Dies habe ihn so frustriert, dass seine Frau schließlich sagte: "Dann schreib's doch einfach selbst." — Das Ergebnis wurde nun im schönen Innenhof des Seemannshus unter dem alten Birnbaum vorgestellt. Prof. Echternkamp freute sich sehr, dass "trotz des Wetters und des parallel statfindenden Dünensingens" so viele Menschen gekommen waren und dankte vor Beginn der fast zweistündigen Lesung, bei der auch viele interessierte Fragen seitens der Zuhörenden gestellt und geduldig beantwortet wurden, noch einmal herzlich dem Heimatverein, der ev. Inselkirchengemeinde und der Inselgemeinde Langeoog für den Zugang zu Archivmaterial und die Vermittlung von Kontakten vor Ort.
Text und Fotos: Mayk Opiolla
Montag, 01.07.2024
Vor 140 Jahren brannten die Dünen in der Vogelkolonie
Der Juni des Jahres 1884 war im Vergleich zu den Vorjahren eher kühl und nass, obwohl das Jahr
überdurchschnittlich warm und das Frühjahr ziemlich trocken begonnen hatten. Erst gegen Ende
des Monats stiegen die Temperaturen auch auf den Ostfriesischen Inseln auf Sommerniveau, und
Boden sowie Bewuchs in den Dünen waren in wenigen Tagen durchgetrocknet.
Der Gästeansturm, den Langeoog damals zu bewältigen hatte, war eher bescheiden und
überschaubar. Deutlich weniger als 400 Badegäste besuchten in der kurzen Sommersaison die
Insel.
„Die Fremden finden in drei Gasthöfen und in den meisten Häusern des Ortes Unterkommen.
Das neu erbaute Hotel Ahrenholz, welches eine schöne Aussicht auf das Meer bietet, enthält 25
Fremdenzimmer und einen Speisesaal für etwas 200 Personen.“
Für die Kurzweil der Sommerfrischler sorgten Lustfahrten, die Jagd auf Seehunde, ab und an ein
medizinisches Bad in angewärmtem Seewasser und ein Ausflug in den Ostteil der Insel.
„Betrachtet man die Insel aus größerer Entfernung, so glaubt man nicht eine, sondern vier mit
hohen Sanddünen bedeckte Inseln vor sich zu haben. Bei Sturmfluten ist dies in der That der Fall, da
die niedrigen Sandflächen, welche die Theile verbinden, die sogen. Sloppe, alsdann vom Meer
überflutet werden. Diese vier Inseltheile heißen Flinthörn, Westende, Melkhörn und Ostende und
sind nur auf dem Westende und dem Ostende bewohnt. Auf erstem liegt das Dorf mit einer
Seebadeanstalt …(auf letzterem) Ostende, auf welchem sich nur die Oekonomie des Kronpächters
Janssen und die Wohnung eines Dünenwärters befinden, dem die Obhut über die dortige
Vogelcolonie anvertraut ist. Letztere darf nur unter Führung des Dünenwärters betreten werden.“
Noch im Jahr 1905 kann man in einem Einsatzbericht des damaligen Vormannes der Langeooger
Seenotretter, Casper Otten, lesen, dass der Große Schlopp, der Dünendurchbruch der
Weihnachtsflut von 1717, bei Hochwasser nicht passierbar war:
„… und da die Fluth unterdessen
so hoch gestiegen, daß ein zurück durch das Sloop unmöglich war, ... fuhren wir mit Boot und
Gespann nach der Meierei am Ostland wo wir um 4 ½ Uhr eintrafen.“
Ein Ausflug zur Kaffeewirtschaft des Kronpächters Janssen war damals eine mehrstündige
Wanderung, die mit dem Tidenkalender abgestimmt werden musste.
Auch am 28. Juni, einem Samstag, hatte sich eine Gruppe Badegäste bei herrlichem
Sommerwetter auf den Weg in den Osten gemacht. Seit Tagen herrschten östliche Winde, sodass
die Flut nicht besonders hoch auflief, man den Schlopp also in einem großzügigen Zeitfenster
passieren konnte. Zur Stärkung wurde bei Janssen eingekehrt, dann machte man sich auf den
Rückweg. Es war wohl nicht nur beim Kaffee geblieben, bei der Rast in der Kaffeewirtschaft, denn
die Herrschaften machten sich reichlich angeregt auf den Rückmarsch zum Inseldorf. Es wurde
parliert und genussvoll an der Zigarette gesogen: Der letzte Stummel landete achtlos – noch
brennend – in einem trockenem Grasbüschel am Rande des Trampelpfades.
Die dünn aufsteigende Rauchfahne wurde von den weiterziehenden Inselfreunden nicht bemerkt.
Als sie außer Sichtweite waren, fraß sich bereits ein Schwelbrand durchs trockene Gras. Weiter
angefacht durch den kontinuierlich wehenden Ostwind loderten bald kleine Flammen Richtung
Dünen, eine dünne Rauchfahne zog bereits über die Vogelkolonie.
Die Beschaulichkeit eines sommerlichen Sonntagmorgens im Inseldorf wurde jäh durch das
schaurige Blöken des Alarmhorns unterbrochen. Die Station Neuharlingersiel hatte per
Telegraphen die Langeooger Seenotrettungsstation alarmiert, vor dem Ostende der Insel sei ein
Schiff in Brand geraten. Vom Festland aus war deutlich eine schwarze Rauchsäule über der Insel
auszumachen. Im Inseldorf hatte man zu diesem Zeitpunkt noch nichts bemerkt, da die
Melkhörndüne, damals noch weit über 20 Meter hoch, die Sicht auf die brennenden Dünen
versperrte. Ein paar Mann wurden zur Nord-Ost-Bake geschickt, um sich von dort oben einen
Überblick zu verschaffen. Sie meldeten eine schwarze Rauchwolke, die auf breiter Front im Osten
über den Dünen stehe.
Das gesamte Dorf wurde alarmiert sich zu sammeln. Inzwischen war auch ein Bote von der
Meierei eingetroffen. Bei ablaufend Wasser war es ihm endlich gelungen, den Großen Schlopp zu
queren. Er berichtete von einem Brandherd, der sich auf einer Breite von ungefähr 100 Metern
bereits über einen Kilometer durch die Dünen ausgedehnt hatte.
Mit Pferdefuhrwerken und zu Fuß zogen Langeoogs Frauen und Männer dem Brandherd
entgegen. In mehreren Stunden schlugen sie mit Hacken, Schaufeln und Spaten unter wolkenlosem
Sommerhimmel und in beißendem Brandgeruch eine Schneise – alles Brennbare wurde
untergegraben – sodass die vom Wind vorangetriebene Feuerwalze nicht überspringen konnte.
„Die Pflanzen des Sandhafers, von den Insulanern Helm genannt, welcher mit seinen langen,
bläulich grünen, binsenartigen Halmen den größten Theil der Vegetation auf den Dünen bilden,
ferner der Dünenweizen, die kriechende Silberweide, die Sandsegge und sonstige Dünengewächse
sind schwarz gebrannt und bedecken zum Theil als Asche den weißen Dünensand. Dazwischen
liegen verbrannte Vogelleichen, Eier und Vögel mit verbrannten Flügeln oder Füßen, während
Hunderte von Möven, Seeschwalben, Austernfischern, Strandläufern u.s.w. mit wehklagendem
Geschrei umherliefen, ihre Jungen suchten oder in er Luft umherflogen.
Die Ausdehnung des Brandes … ist dank den Anstrengungen … von dem Hauptplatze der
Vogelcolonie abgewehrt worden.“
Herbert Grohmann
Ein besonderer Dank an Harry „Peule“ Schlecht, ohne dessen Anregung und Unterstützung diese Geschichte nicht
entstanden wäre.
(veröffentlicht am 29.06.2018 in LangeoogNews)
Montag, 17.06.2024
Wieder Schülerinnen und Schüler im Heimatmuseum !
Acht Schülerinnen und Schüler der Herbert-Jander-Schule in Esens haben bei ihrem Schulausflug der gesamten Schule nach Langeoog einen Besuch des Seemannshus gewählt. Dort nahmen sie an einer Führung teil. Anschließend konnten sie ihr Wissen testen, indem sie einen zweiseitigen Fragebogen im Rahmen einer Rallye ausfüllten - erfolgreich, auch für den Heimatverein.
Samstag, 15.06.2024
Vorstellung des neuen Ortssippenbuch Langeoog
Ein weiterer wichtiger Beitrag zur Geschichte Langeoogs kann gefeiert werden: Die Upstalsboom-Gesellschaft mit Sitz in Aurich stellte das frisch erschienene Langeooger Ortssippenbuch vor. Darin enthalten sind Langeooger Familien aus der Zeit von 1629 bis 1938, soweit deren Daten rekonstruierbar waren. Außerdem Namenslisten aller Inselvögte und Pastoren, ein kurzer, sehr erhellender Abriss über die Geschichte Langeoogs nebst zweier historischer Karten, sowie umfangreiche Quellenangaben.
Das Familienbuch basiert im Wesentlichen auf den Recherchen des 2018 verstorbenen Ingolf Schreiber, für deren Publikation schließlich sein Sohn Jens Schreiber und der Upstalsboom-Gesellschafter Jochen Wortelker gesorgt haben. Wiard Hinrichs hat zusätzlich Informationen aus Unterlagen der Brandkasse beigesteuert. Selbstverständlich hat auch der Heimatverein Input geleistet.
Nach Grußworten der Pastorin Jeannette Schurig, dem Vorsitzenden der Upstalsboom-Gesellschaft Helmut Fischer und Bürgermeisterin Heike Horn zeichnete Jens Schreiber in seinem Vortrag die Entstehung des Werkes und die Leidenschaft, mit der sein Vater sich der Sache gewidmet hatte liebevoll nach.
Ortssippenbücher sind für Menschen gedacht, die eine enge Beziehung zur Geschichte ihrer Heimat haben oder gar Ahnenforschung betreiben und sie sind für die Heimatforschung von großer Bedeutung. Das Langeooger Ortssippenbuch ist bereits das 115., das unter dem Dach der Upstalsboom-Gesellschaft erschienen ist.
Interessierte können es sich im Seemannshus ansehen.
Bestellt werden kann es über:
Shop Upstalsboom-Gesellschaft
Donnerstag, 06.06.2024
Riesiges Interesse am Nationalsozialismus-Vortrag
Für LangeoogNews berichtet Mayk Opiolla:
Auf sehr großes Interesse stieß der Historiker Prof. Dr. Jörg Echternkamp aus Potsdam mit seinem Vortrag "Insel der 'Volksgemeinschaft' - Tourismus und Nationalsozialismus auf Langeoog": Saal I des HdI war bis auf den letzten Platz besetzt. Das freute auch den
Heimatverein Langeoog e.V.
und die Inselgemeinde als Veranstaltende. Die Thematik selbst war selbsterklärend wenig erfreulich, aber ebensowenig, da waren sich alle einig, dürfe dieser Teil der Insel-Vergangenheit totgeschwiegen werden. Der wissenschaftlichen Aufarbeitungsleistung von Prof. Jörg Echternkamp gebührt dafür höchster Respekt. Der Historiker hat sich in jahrelanger Arbeit unzählige Quellen zugänglich gemacht; Archive, Kirchenbücher und Gerichtsakten gesichtet sowie Zeitzeug:innen befragt. Eine wichtige Interviewpartnerin war für ihn beispielsweise die Langeoogerin Alice Happek, die im Mai 2023 102jährig verstorben war und sich noch lebendig an die Zeit unter der Hakenkreuzfahne auf Langeoog erinnerte.
Begonnen wurde der Vortrag mit einer Einführung in die aufwändige Quellenarbeit, dabei wurde u.a. über die historisch überaus wertvollen Bestände des Niedersächsischen Landesarchivs Aurich berichtet; Dank galt auf Langeoog u.a. dem Heimatverein, Inselkirchen-Küster Dominique Seifert für die Einblicke in alte Kirchenbücher und dem ehemaligen Archivar der Inselgemeinde, Uwe Garrels, für den Zugang zum Insel-Archiv, das sich im Übrigen in einer Gefängniszelle im Keller des 1938 erbauten Rathauses befindet. Weiter ging es mit einer Definition des nationalsozialistischen Propagandabegriffes der "Volksgemeinschaft": Welche Anstrengungen man auf Langeoog unternahm, um eine "Insel der "'Volksgemeinschaft' zu werden, wer dazugehörte, und - wer eben nicht. Letztere Menschen - die Verfolgten und Ausgegrenzten - und das unermessliche Leid, das sie durch den Nazi-Terror ertragen mussten, wurde im zweiten Teil des rund einstündigen Vortrages behandelt. Dort wurde auch ein Einblick in die Geschichte der Langeooger Familie de Heer gewährt, derer am Samstag, 8. Mai, um 15:00 Uhr am Wasserturm mit der Verlegung erster Stolpersteine auf der Insel, mahnend gedacht werden soll. Langeoog News wird am Montag in diesem Kontext noch ausführlich über das Schicksal der Familie de Heer berichten, daher wird es an dieser Stelle nur angerissen.
Dem Vortrag am Mittwochabend wurden noch einige Grußworte von Bürgermeisterin Heike Horn und dem 1. Vorsitzenden des Heimatvereins Langeoog e.V., Erhard Nötzel, vorangestellt. Heike Horn bekräftigte, dass "das Thema zur Geschichte Langeoogs dazu gehört" und Erhard Nötzel berichtete, dass er gemeinsam mit Prof. Echternkamp in ersten Gesprächen festgestellt habe, dass "es hier viel aufzuarbeiten gibt". "Es wird Zeit, dass wir auch auf Langeoog dazu etwas hören", fuhr Erhard Nötzel fort - denn an anderen Orten hatte Prof. Dr. Jörg Echternkamp bereits Vorträge über die Zeit des Nationalsozialismus auf der Insel gehalten.
Durch seine Forschung habe sich u.a. herauskristallisiert, dass es einen "typischen Bäder-Antisemitismus" gegeben habe; Menschen jüdischer Abstammung sei von Anfang an nahe gelegt worden, die deutschen Seebäder zu meiden. Dieses unselige Phänomen kam im Verlauf des Abends noch mehrfach zur Sprache. Die Weimarer Republik mit ihren demokratischen Idealen habe auf Langeoog nie wirklich Nährboden gefunden - Postkarten um 1930 zeigten beispielsweise weiterhin die Reichskriegsflagge wie auch die Flagge des Deutschen Kaiserreiches, obwohl bereits seit 1919 Schwarz-Rot-Gold die Farben der deutschen Nationalflagge waren. Durch diese offenkundige Ablehnung der Demokratie auf der Insel war es für die antidemokratischen Nationalsozialisten wohl relativ leicht, ihre faschistische Propaganda auf der Insel zu implementieren. 1933 gewann die NSDAP 45% der Stimmen im Langeooger Rathaus, über den Bürgermeister dieser Jahre findet sich bis heute allerdings kein Wikipedia-Eintrag auf der Langeoog-Seite - Prof. Dr. Jörg Echternkamp fand allerdings auch diesen heraus: Es war Joachim Hasper, Badedirektor und überzeugter Nazi.
Dem Ortsgruppenverband der NSDAP, sesshaft in der heutigen Villa Margareta an der Hauptstraße (früher: Adolf-Hitler-Straße), gehörten etliche weitere einflussreiche Langeooger an, darunter der Inselarzt Bunse, der später auch mit Eifer die "Rassenhygiene" der Nazis auf Langeoog vorantrieb: Mindestens 10 Fälle von Zwangssterilisierungen sind belegt; an Menschen, die nachweislich u.a. vom Inselpastor, vom Lehrer, vom Inselpolizisten und Privatleuten beim Amtsarzt in Wilhelmshaven als "erbkrank", "Säufer" oder "schwachsinnig" denunziert worden waren. Die Insel sei teilweise "ein Meer von Hakenkreuzfahnen" gewesen; die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) betrieb ab 1938 einen Kindergarten (der zu 2/3 vom Kloster Loccum und zu 1/3 von der Inselgemeinde finanziert wurde), der lutherische Inselpastor stimmte der Eingliederung der Kirchenjugend in Hitlerjugend und BDM 1934 zu, und ebenfalls ab 1934 stand auf der Melkhörndüne ein "Gipfelkreuz", zu dessen Einweihungsrede der damalige NSDAP-Ortsgruppenleiter Peter Hasch Adolf Hitler als "Gottesgeschenk" bezeichnete. Die HJ unterhielt im Gebäude des heutigen Eiscafés Pinese ein Freizeitheim namens "Wiking" und die Rundzelte im Pirolatal gehen auf KdF-Aktivitäten zurück, ebenso wie die heute noch beliebten (und glücklicherweise inzwischen unpolitischen) Freizeitaktivitäten wie Dünensingen und Strandsport, die auf den damaligen "Herrenrassen"-Körperkult ausgerichtet waren. Prof. Dr. Echternkamp schloss seinen Vortrag mit der Frage "Inwieweit hat sich der Nazi-Terror bis an die Grenzen des Reiches, bis auf die Inseln erstreckt?" und resümierte, dass Langeoog damals eindeutig signalisierte: "Wir gehören dazu". Dies ließe sich "in der Mikrogeschichte der Insel 'mit Händen greifen'". Die Nazi-Ideologie wurde umfassend implementiert, menschenfeindliche Propaganda, Ausgrenzung, Verfolgung und Terror waren real und die heute so idyllische Urlaubsinsel ein "Ort des Massenstrebens für Kriegsgefangene". Umso mehr freue es den Historiker, "dass wir am Samstag die Stolpersteine verlegen, um an die Opfer der Verfolgung zu erinnern".
Im Anschluss an den Vortrag entspann sich eine ausführliche Diskussion - beispielsweise rund um den Umgang mit Denkmälern aus der Zeit. Prof. Echternkamp bekräftigte, dass es ein weiteres spannendes Thema sei, wie man "nach 1945 damit umging" auf der Insel - zum Teil sei er in Dokumenten auf "wenig Unrechtsbewusstsein" gestoßen. Über eine ganze Widerstandsgruppe, erläuterte der Fachmann auf eine Nachfrage aus dem Publikum, sei ihm leider nichts bekannt, wiewohl er überzeugt sei, dass auch auf Langeoog nicht alle die Ideologie aus vollem Herzen mitgetragen hätten. Verbrieft sei jedoch der Fall der damaligen Hebamme der Insel, die eine Denunziation aufgrund ihrer Schweigepflicht verweigert habe, ebenso wie Gestapo-Haft für einen Bürger der Insel, der leise Zweifel am Sieg Deutschlands verlauten lassen hatte. Auch dieser war von Mitbürgern denunziert worden. Großer Applaus für Prof. Dr. Jörg Echternkamp und ein reges Interesse an vertiefendem Austausch ließen am Ende der Veranstaltung den Schluss zu, dass es wirklich "an der Zeit war, dazu auch auf Langeoog etwas zu hören".
Prof. Dr. Jörg Echternkamp hat zur Inselgeschichte jetzt auch in Buchform das erste umfassende Standardwerk in vier Bänden vorgelegt: Band 1 und 2 erscheinen am 1. Juli im Verlag DeGruyter. Darunter auch der Band zur Zeit des Nationalsozialismus. Die Bücher sind u.a. in der
Buchhandlung Krebs hier vorbestellbar. Am Vortag des Vortrages hat der Wissenschaftler auch eine Unterrichtsstunde in der Inselschule abgehalten;
Langeoog News berichtete.
Zum Vortragenden:
Prof. Dr. Jörg Echternkamp wurde 1963 in Herford (Westfalen) geboren und lebt in Potsdam. Er ist Wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam und apl. Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
(https://www.langeoognews.de/langeoog-aktuell/aktuelles/riesiges-interesse-am-nationalsozialismus-vortrag/)
Mittwoch, 05.06.2024
Spannende Zeitzeugnisse in der Inselschule
Für LangeoogNews berichtet Mayk Opiolla:
Die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse der Inselschule konnten sich jetzt über einen echten Professor als "Vertretungslehrer" freuen. Der Historiker Prof. Dr. Jörg Echternkamp hat sich intensiv mit der Geschichte Langeoogs auseinandergesetzt und sich bereiterklärt, die Jugendlichen eine Doppelstunde lang zu unterrichten. Dazu hatte er spannende Insel-Zeitzeugnisse aus der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs mitgebracht - eines davon war den Schüler:innen eigentlich schon länger bekannt.
Prof. Dr. Jörg Echternkamp wurde 1963 in Herford (Westfalen) geboren und lebt in Potsdam. Er ist Wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam und außerplanmäßiger Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die Insel Langeoog kennt er bereits seit der Kindheit von zahlreichen Urlauben. Bei einem Wissenschaftler reist das Fachinteresse jedoch immer mit, sodass er bald feststellen musste, dass es außer dem Buch "Unser Langeoog wie es wurde" von Johann Tongers aus dem Jahre 1961 eigentlich kein Standardwerk zur Geschichte Langeoogs gab. Der Vorschlag seiner Ehefrau "Dann schreib doch selbst ein Buch darüber!" wurde bald zum umfangreichen Projekt mit aufwändigster Recherchearbeit - und wird in Kürze auch in Form eines
vierbändigen Werkes über den Verlag de Gruyter erhältlich sein. Nach der Geschichtsstunde in der Schule wird Prof. Echternkamp am Mittwoch, 5. Juni, um 20:00 Uhr im HdI einen öffentlichen Vortrag halten; Thema dieser Vortragsveranstaltung von Heimatverein und Inselgemeinde ist "Insel der 'Volksgemeinschaft' — Tourismus und Nationalsozialismus auf Langeoog".
Bevor es um die Zeit des Nazi-Terrors auf der Insel ging, wurde in der Inselschule zunächst der Erste Weltkrieg thematisiert. Veranschaulicht wurde diese Epoche anhand eines sog. Nagelschildes, das seit Langem im Untergeschoss der Inselschule, versteckt neben dem Kraftraum, hing und auf das der Vorsitzende des Heimatvereins, Erhard Nötzel, Prof. Echternkamp im Zuge seiner Recherchen aufmerksam gemacht hatte. Einige Schüler:innen hatten es dort schon einmal zur Kenntnis genommen, anderen war das Schild unbekannt. Dabei ist die Geschichte der Schule eng mit dem Schild verknüpft, denn es wurde zum Andenken an den am 19. Juli 1917 in der heutigen Ukraine gefallenen Lehrer Heinrich Leiner angefertigt - von seinen Schüler:innen. Die Nägel, aus denen Aufschrift und dekorative Elemente geschlagen wurden, waren damals gegen Spendengelder zur Unterstützung von Versehrten und Hinterbliebenen verkauft worden; eine Liste der dadurch eingegangenen Spenden ist auf der Rückseite des Schildes angebracht. Diese Praxis wird auch als
"Kriegsnagelungen" bezeichnet und war während des Ersten Weltkrieges eine Art "Trend", der wenig später wieder verschwand — ebenso wie das Nagelschild der Inselschule von der Eingangshalle an einen weniger prägnanten Ort verbracht wurde, nachdem man auf der Insel begonnen hatte, Gegenständen und Denkmälern, die an Kriegsheldenglorifizierung denken lassen, etwas kritischer gegenüberzustehen. Prof. Echternkamp regte an, für ein kommendes Schulprojekt eventuell eine Tafel mit einer historischen Einordnung der Schildes zu entwerfen. Der Historiker ließ die Schüler:innen den Ort des Todes von Lehrer Leiner auf Google Maps suchen und zeigte ihnen auch Bilder der Beisetzung, die der damalige Inselpastor Harms seiner Witwe zusammen mit der traurigen Nachricht überbracht hatte, was das Schicksal des Lehrers sehr lebendig werden ließ.
Überdies gab es eine wertvolle Einführung darüber, wie man als Historiker "halbwegs verlässliche" Quellen und Fakten aufspürt - beispielsweise aus Gerichtsakten, Kirchenbüchern, (Zeitungs-)Archiven. Aber auch subjektive Darstellungen von Zeitzeug:innen in Form von Tagebüchern seien wertvoll, weil sie einen Einblick in die damalige Sicht auf die Geschehnisse und den Alltag der Menschen lieferten. Für Professor Echternkamp selbst sei vor allem das Niedersächsische Landesarchiv in Aurich eine Fundgrube gewesen, aber auch das Archiv der Inselgemeinde im Keller des Rathauses, in das ihm der damalige Bürgermeister und ehemalige Archivar Uwe Garrels Einblick gewährte. Nach diesen Erkenntnissen, die Jörg Echternkamp gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern geduldig erarbeitete, gab es einen kurzen Abriss über die Weimarer Republik, bevor der zweite Teil der Doppelstunde dem Nationalsozialismus auf Langeoog gewidmet wurde. Hier wurde die Geschichte am Beispiel der Familie de Heer lebendig gemacht, für die am kommenden Samstag, 8. Juni, um 15 Uhr am Wasserturm Stolpersteine verlegt werden sollen; es sind die ersten Stolpersteine auf Langeoog. Pieter de Heer (1885-1954) stammte ursprünglich aus den Niederlanden, seine Frau Margarethe (1890-1972) war jüdischer Abstammung, aber zum Christentum konvertiert. Von Recklinghausen aus zog es die Familie mit ihrem Sohn Heinrich Ende der 1920er Jahre nach Langeoog, wo sie drei Betriebe unterhielten: Ein Milch- und Buttergeschäft, ein Café mit Konditorei (beides unterhalb des Wasserturmes am heutigen Park) sowie die Pension Haus Dünenlust an der Mittelstraße. Familie de Heer wurde bald nach Machtergreifung der Nazis zunehmend mit antisemitischem Hass überzogen, Hitlerjungen marodierten im Café und vergraulten die Gäste, ihre Konzession wurde entzogen und man zwang sie, die Pension zu schlechten Bedingungen verpachten; das Café wurde geplündert und unter einem Vorwand abgerissen. Eine Entschädigung erhielten sie nie. Wirtschaftlich ruiniert und gesellschaftlich ausgegrenzt flohen die de Heers 1938/39 in die Niederlande. Trotz dieser traumatischen Erfahrungen zogen Margarethe und Pieter de Heer 1951 auf die Insel zurück, nachdem sie die Rückerstattung des Hauses Dünenlust gerichtlich erstreiten konnten. Die Dokumente aus diesem Prozess sind erhalten und historisch für die Aufarbeitung der Geschichte von großem Wert. Beide Eheleute de Heer sind auf dem Langeooger Kirchfriedhof begraben.
Im Rahmen der Schulstunde erzählte Prof. Echternkamp das bewegende und erzürnende Schicksal der Familie nach und machte das erlittene Unrecht deutlich. Für die Schüler:innen hatte er einen Auszug aus einem Schriftstück des NSDAP-Kreisverbandes Wittmund aus dem Jahr dabei, aus dem der antisemitische Duktus dieser Zeit deutlich hervorging. "Es ist der Allgemeinheit nicht zuzumuten, dass in einem Nordseeheilbad eine Nicht-Arierin einem Pensionsbetrieb vorsteht", hieß es dort in etwa. Schulleiterin Petra Ahrenholz, die auch den regulären Geschichtsunterricht für die 9. und 10. Klasse gestaltet, wird in den Folgestunden auch noch auf das Stolperstein-Projekt in Erinnerung an Familie de Heer eingehen. Im Anschluss an die Unterrichtsstunde mit Prof. Echternkamp stellten einige Schüler:innen noch Fragen an den Historiker und Frau Ahrenholz, die sich u.a. auch um das erneute Erstarken antidemokratischer Kräfte in Deutschland und den Antisemitismus der Gegenwart drehten.
(https://www.langeoognews.de/langeoog-aktuell/aktuelles/spannende-geschichtsstunde-fuer-die-inselschule/)
Freitag, 24.05.2024
Ortssippenbuch Langeoog
Die Upstalsboom-Gesellschaft setzt ihre Reihe „Ostfrieslands Ortssippenbücher“ mit der Herausgabe des Bandes 115 fort:
„Die Familien der Inselgemeinde Langeoog (1629-1938)“.
Die Vorstellung des Buches findet statt am
Sonnabend, den 15. Juni 2024, um 11.00 Uhr
in der Inselkirche Langeoog.
Herr Ingolf Schreiber, Langeooger, hat ein Manuskript für ein Ortssippenbuch Langeoog hinterlassen. Dieses Manuskript wurde von Jochen Wortelker für den Druck eines Ortssippenbuches aufbereitet.
Herr Jens Schreiber hält vor der Buchvorstellung den Vortrag:
Einblicke in die Entstehung des Ortssippenbuchs und in die Inselhistorie
Das Ortssippenbuch ist zum Preis von 39,00 € zu erwerben.
Mittwoch, 15.05.2024
Denkmalschutz praktisch
4 Türen und 17 Fenster mit Rahmen abseifen und anschließend einölen: das machte der Vereinsvorsitzende nicht "mal eben so". Das Seemannhus steht unter Denkmalschutz und wurde bei der Restaurierung entsprechend mit Naturfarben gestrichen. Dies bedeutet einen hohen Pflegeaufwand, dem wir jetzt wieder nachgekommen sind.
Anschließend hat Renata die 83! Scheiben geputzt.
Freitag, 10.05.2024
Besuch von Hartmut Glöckner
Überrachungsbesuch vom früheren Kur- und Gemeindedirektor Hartmut Glöckner. Er gehörte Ende der 1980er Jahre zu den Initiatoren des Heimatmuseums. Da gab es natürlich sehr viel zu erzählen.
Herr Glöckner wurde nach seiner Zeit auf Langeoog Bürgermeister in Genthin. Mit einer ganzen Busladung reiste der Heimatverein 2002 in Genthin im Rahmen seiner Ausflugsfahrten zu einem Besuch in Genthin an.
Seine aufbewahrten Erinnerungen und legendären Ansprachen stellt er jetzt dem Heimatarchiv zur Verfügung.
Foto: de Utkieker
Mittwoch, 24.04.2024
Teetied mit neuem Teegeschirr von Brigitte Kirsch
Für die beliebte Teezeremonie steht jetzt neues Teegeschirr zur Verfügung. Aus dem Nachlass von Brigitte Kirsch wurde es uns zur Verfügung gestellt.
Mittwoch, 24.04.2024
Gräfin Anna spendete 2.000 an den Heimatverein
Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk überreichte jetzt eine Delegation des Lions-Club Gräfin Anna um Präsidentin Martina Runge an den Heimatverein Langeoog. Den Erlös des Verkaufs der Christbaumkugeln mit dem Motiv des Heimatmuseum Seemannshus hatte der Serviceclub auf 2.000 Euro aufgerundet und stellte ihn dem Verein zur Verfügung.
Der Vorsitzende Erhard Nötzel bedankte sich herzlich für die großzügige Spende, die bei der Finanzierung der für Juni geplanten Verlegung von Stolpersteinen und der Aufstellung von Info-Tafeln sehr willkommen sei.
Der Service-Club legt jährlich eine Weihnachtskugel mit wechselnden Motiven auf, die zu Gunsten sozialer Projekte zu kaufen sind. Zu den bisherigen Motiven zählen der Wasserturm, eine Fähre, das Museumsrettungsboot, das Lale-Andersen-Denkmal, die Inselbahn. Aktuell sind die Kugeln ausverkauft.
Text und Foto: Klaus Kremer
Freitag, 29.03.2024
Übergabe eines dicken Fotoalbums aus dem Jahr 1989
Vor 35 Jahren hatte Frau Vater mit ihrem Mann den letzten gemeinsamen Urlaub auf Langeoog gemacht und ihn umfangreich mit Fotos, Postkarten und Prospekten in einem Fotoalbum dokumentiert.
Dieses dicke Fotoalbum hat Frau Vater nun dem Heimatverein übergeben, der sich über den Zuwachs im Archiv freut und herzlich bedankt.
Mittwoch, 06.03.2024
Kooperation Inselschule und Heimatverein erfolgreich gestartet
Zwischen Praktikumsterminen und Prüfungen hat die Klasse 10 dennoch die Zeit gefunden, um dem Heimatmuseum einen Besuch abzustatten.
Der 1. Vorsitzende Erhard Nötzel empfing die Abschlussschülerinnen und Abschlussschüler, die von Schulleiterin Petra Ahrenholz begleitet wurden, und brachte schnell geschichtliche Kuriositäten nahe. Die Bedeutung von Puffhunden war allen beispielsweise nicht bekannt und warum Hochzeitskleider auch schwarz sein konnten, bleibt ein Geheimnis.
Auf alten Bildern wurden heutige Wohnorte gesucht und die Medienstation ausgiebig erkundet.
Dann ging es aber an die Entdeckerfreude: Eine gemeinsam mit Lehrer Eike Bents ausgearbeitete Rallye schickte die Schülerinnen und Schüler durch das gesamte Gebäude und auch in den Außenbereich. Schließlich konnten alle ihren Museumsführerschein in Empfang nehmen.
Das nächste Treffen, dann gemeinsam mit Klasse 9, steht auch schon fest. Beide Klassen übernehmen die Patenschaft über die Stolpersteine, die im Juni auf Langeoog enthüllt werden. Die regelmäßige Pflege steht dabei ebenso im Vordergrund wie das Auseinandersetzen mit der geschichtlichen Thematik im Unterricht. Denn, da sind sich alle einig, weder darf diese schreckliche Zeit in Vergessenheit geraten, noch darf sie sich wiederholen. Den Schülerinnen und Schülern der „Inselschule gegen Rassismus“ liegt dieser Wunsch natürlich besonders am Herzen und wird durch die neu entstandene Kooperation mit dem Heimatverein noch verstärkt.
Text und Fotos: Petra Ahrenholz
Donnerstag, 28.09.2023
Insel der „Volksgemeinschaft“. Tourismus und Nationalsozialismus auf Langeoog
Der Vortrag von Prof. Dr. Jörg Echternkamp im Landschaftsforum der Ostfriesischen Landschaft in Aurich am vergangenen Montag war sehr gut besucht. In seiner Präsentation, die er mit vielen Fotos und Dokumenten unterlegt hatte, zeigte Herr Echternkamp einerseits, wie die nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“ auf der Ferieninsel Langeoog für Dritte erfahrbar wurde, z. B. in den großen Zeltlagern der Hitler-Jugend. Andererseits veranschaulichte er, wie die Bewohner Langeoogs selbst das neue Regime erlebten: etwa als Mitglied der NS-Volkswohlfahrt, bei Veranstaltungen der NSDAP-Ortsgruppe oder auf Umzügen durch den mit Fahnen geschmückten Ort. Auf beeindruckende Weise konnte er belegen, dass Langeooger und die Inselgemeinde dem NS-Regime nicht nur aufgrund der Vorgaben aus Berlin gehorsam folgten, sondern in vielen Bereichen einen „vorauseilenden Gehorsam“ entwickelten.
Erschütternd waren seine Ausführungen zur Kehrseite der „Volksgemeinschaft“: Ausgrenzung und Verfolgung jener, die nach der rassistischen und antisemitischen NS-Ideologie nicht dazugehörten. So wies Herr Echternkamp auf zahlreiche Fälle der Zwangssterilisationen von Insulanern und Insulanerinnen hin. Anschaulich wurde belegt, wie antisemitische Hetze erfolgreich darauf zielte, zugezogene Konkurrenten loszuwerden und jüdische Gäste gar nicht erst aufzunehmen. Die rassistische Politik während des Krieges führte zum tödlichen Umgang mit sowjetischen Zwangsarbeitern, die den Ausbau der Insel zu einer Garnison vorantreiben sollten. Auch hier präsentierte Herr Echternkamp bisher Unbekanntes.
Nationalsozialismus und Antisemitismus waren auch in Langeoog tief eingedrungen, dies wurde an vielen Beispielen dargestellt. Und manche heutige touristische Tradition hat ihren Ursprung in der Zeit des Nationalsozialismus.
Der Vorstand des Heimatvereins Langeoog hat an der Veranstaltung teilgenommen. Er würde es sehr begrüßen, wenn alle Langeooger, die sich für die Vergangenheit der Insel interessieren, die Gelegenheit hätten, sich über bislang Unbekanntes zu informieren. Deshalb hat er Herrn Echternkamp eingeladen, seinen Vortrag im nächsten Jahr auch auf Langeoog zu präsentieren.
Herr Echternkamp arbeitet an einer umfangreichen Geschichte Langeoogs vom 19. Jahrhundert bis heute, deren ersten zwei Bände 2024 erscheinen werden.
Mittwoch, 27.09.2023
Klönschnack im Seemannshus
"Ossi" Gerhard Siebels liest amüsante Döntjes von Frieda Döring.
Die alteingesessene Langeoogerin war 30 Jahre Postbeamtin auf der Insel und hatte entsprechend viel erlebt und aufgeschrieben.
Klönschnack-Termine jeweils 16 Uhr:
Mittwoch, 11.10.
Mittwoch, 18.10.
Mittwoch, 15.09.2023
Ostfriesische Teetied im Seemannshus
Ab Oktober lädt der Heimatverein zur ostfriesischen Teezeremonie ein. Diese seit ca. 300 Jahren in Ostfriesland bestehende Kulturpraxis hat die UNESCO als Immaterielles Kulturgut aufgenommen. Auf ostfriesisch heißt sie „Teetied“ und kann jetzt im Seemannshus erlebt und gelebt werden. Langeooger Teezeremonieexpertinnen des Heimatvereins erläutern diese Kultur, erzählen Geschichte und Geschichten.
Der mit losen Teeblättern (ostfriesische Mischung) zubereitete Tee wird auf Kandiszucker, genannt „Kluntje“, gegossen. Anschließend wird Sahne auf den Teespiegel abgelegt, die zunächst nach unten absinkt und dann wieder nach oben steigt. Das hierbei entstehende wolkenähnliche Gebilde wird „Wulkje“ genannt. Der Tee wird in der Regel nicht umgerührt, sodass mit jedem Schluck ein anderer Geschmack entsteht: zunächst die milde Sahne, dann der kräftige Tee und zuletzt die Süße des Kandis.
Serviert in einem typischen Teeservice mit dem Dekor der Ostfriesischen Rose. Dieses stammt aus dem Nachlass der Langeoogerin Alice Happek.
Ihr Motto: „Ostfriesische Gemütlichkeit hält stets ein Tässchen Tee bereit.“
Die Teetied dauert ca. eine Stunde. Die Teilnehmerzahl ist auf 12 Personen begrenzt. Voranmeldungen sind möglich bei einem Besuch im Seemannshus.
Der Verein erwartet je Teilnehmer eine Spende von mindestens 12 €.
Teetied-Termine jeweils um 16:15 Uhr:
Freitag, 04.08.2023
Erste Stempelsammlerin im Seemannshus
Heute kam Isabell aus Bremerhaven ins Seemannshus.
Sie bekam in ihren Nordsee-Reisepass einen Stempel vom Heimatverein und war sehr stolz darauf.
Ihr Pass ist der erste, den der Heimatverein gestempelt hat.
Donnerstag, 03.08.2023
Ausstellung "Langeoog - 800 Jahre Migration"
Die im Rahmen des Integrationsprojektes „Moin-Miteinander, Langeoog“ entwickelte Ausstellung „Langeoog — 800 Jahre Migration“ über die Migrationsgeschichte der Insel ist jetzt im HDI zu sehen. Die Ausstellung zeichnet die Geschichte der Besiedlung der Insel, die Flucht- und Migrationsbewegungen von und nach Langeoog über die Jahrhunderte nach. Gefördert wird das Projekt vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, durchgeführt wird es vom gemeinnützigen Verein Kubus e.V. aus Stuttgart. „Moin – Miteinander, Langeoog“ ist ein gemeinnütziges Projekt als Bestandteil des Bundesprogramms „Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden.“
Der Heimatverein Langeoog hat viele Dokumente, Fotos und Filme für die Ausstellung bereitgestellt.
Dienstag, 30.05.2023
Alice Happek ist im hohen Alter von 102 Jahren verstorben
Sie wirkte seit dem Tod ihres Mannes 2001 aktiv im Heimatverein mit. Im Seemannshus erzählte sie bei Führungen und Klönschnacks aus ihrem langjährigen Erfahrungs- und Wissensschatz. "Tante Alice" war nicht nur bei den Insulanern eine bekannte Persönlichkeit, sie wurde als Zeitzeugin bis zuletzt immer wieder von Medien und Geschichtsforschenden besucht, wenn es um Fragen zur Geschichte Langeoogs ging.
Wir vermissen sie.
Dienstag, 21.03.2023
Stolpersteine
Auf dem heutigen Areal des Parks an der Kaapdüne unterhalb des Wasserturms befand sich das Café Dünenschlößchen, gegründet 1929 und bis 1938 von der Familie de Heer betrieben. Aufgrund der jüdischen Abstammung von Margarethe de Heer-Raphael wurde die Familie im Nationalsozialismus drangsaliert, schikaniert und schließlich von der Insel vertrieben.
Um dieser Geschichte von Langeoog einen angemessenen Platz in der Historie der Insel zu geben, werden wir der Familie de Heer in Form von Stolpersteinen sowie einer entsprechenden Informationstafel gedenken und die Erinnerung wachhalten.
Mit diesen Stolpersteinen wäre Langeoog Teil des größten dezentralen Mahnmals und eine von etwa 1.800 Kommunen in Deutschland, in denen in dieser Form an die Opfer der NS-Zeit erinnert wird. Der Künstler Gunter Demnig (www.stolpersteine.eu) hat bereits über 75.000 Steine in Deutschland verlegt, z.B. auf Norderney, Wangerooge und Esens.
Der Rat der Inselgemeinde hat auf seiner Sitzung am 21.3. eine Verlegung von Stolpersteinen genehmigt. Die entstehenden Kosten übernimmt der Heimatverein.
Es wird nun voraussichtlich ein Jahr dauern, bis die Steine verlegt werden können. Diese Zeit wird genutzt, um ein Patenschaftsnetzwerk aufzubauen.
Detaillierte Informationen über das Schicksal der Familie de Heer versendet der Heimatverein gerne auf Anfrage (kontakt@heimatverein-langeoog.de).
Die Stolpersteine und die Gedenktafel werden hier platziert:
Mittwoch, 25.01.2023
Opa Leiß
Dieses gestickte Bild von "Opa Leiß" in einem goldenen Rahmen hatte in den 50er Jahren Johanne Ihnen hergestellt. Sie hat es kürzlich dem Heimatverein übergeben.
Jetzt hängt es in der Veranda des Seemannshus. Hier hatten in den Zeiten, als noch Ferienzimmer vermietet wurden, die Gäste ihr Frühstück bekommen.
Freitag, 30.12.2022
Hendrik Tongers †
Am 26.12. ist Hendrik Tongers im Alter von 73 Jahren gestorben.
Er war langjähriger Vorsitzender des Heimatvereins von 1991 bis 2011 und 2012 bis 2019.
Während seiner aktiven Zeit im Heimatverein entstanden viele Ausstellungen im Seemannshus. Für seine Verdienste um den Heimatverein wurde Hendrik Tongers 2019 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Schon sein Vater und sein Großvater waren in dieser Funktion für unseren Verein und unsere Insel tätig.
Wir verlieren einen ausgewiesenen Kenner unserer Inselgeschichte und danken für sein Engagement.
Dienstag, 13.12.2022
Eine besondere Weihnachtsgeschichte
Barkhausen in Jerusalem?
Bei einer Stippvisite in der Himmelfahrtskirche in Jerusalem entdeckte Jörg Echternkamp aus Potsdam ein Bleiglasfenster mit dem Schriftzug „Barkhausen“. Auf Langeoog ist Barkhausen ein Begriff, schließlich trägt die Flaniermeile der Insel den Namen des preußischen Verwaltungsjuristen. Friedrich Wilhelm Barkhausen (1831-1903) hatte sich als Kurator des Klosters Loccum für den Bau des Hospizes 1884/85 stark gemacht und den Neubau der Inselkirche 1890 vorangetrieben. Doch was machte Barkhausen in Jerusalem? Jörg Echternkamp klärt auf:
Barkhausen und seine Tochter Theodore (1869-1959) gehörten zum Gefolge von Kaiser Wilhelm II., als der 1898 das Heilige Land bereiste. Die deutschen Siedler in Bethlehem, Jaffa, Haifa und Jerusalem rannten mit ihrem Wunsch nach einem Pilgerzentrum bei ihrem Monarchen offene Türen ein. Der Kaiser „von Gottes Gnaden“ wollte selbst durch kirchliche Bauten im Heiligen Land Präsenz zeigen und seiner Herrschaft einen religiösen Anstrich geben. Tatsächlich wurden 1910 auf einem der höchsten Kuppen des Ölbergs ein prächtiges Gebäude und eine Kirche eingeweiht. Unter den 900 Gästen: Prinz Eitel Friedrich von Preußen und seine Frau Charlotte. Die Leitung des Hauses lag in den Händen der Kaiserswerther Diakonissen. Theodore Barkhausen, die sich diesem diakonischen Unternehmen nach dem Tod ihres Vaters angeschlossen hatte, hatte seit 1909 vor Ort ein Auge auf das Großprojekt.
Der Name der eigens gegründeten Kaiserin-Auguste-Victoria-Stiftung erinnert nicht zufällig an den Namen von Langeoogs Fährschiff, das seinerzeit die Hospiz-Urlauber auf die Insel brachte: In beiden Fällen stand die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen Pate, die der Volksmund wegen ihres religiösen Engagements auch „Kirchenjuste“ nannte. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm Theodore Barkhausen die Leitung des evangelischen Hospitals auf dem Ölberg. Mit der Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt gegenüber und der Weihnachtskirche im nahen Bethlehem entwickelte es sich zu einem Veranstaltungszentrum deutscher Protestanten. In den 1930er Jahren traf sich hier zuweilen auch die Ortsgruppe der Nationalsozialisten. Die Tochter des „Langeooger“ Barkhausen, die erst 1950 aus Palästina zurück¬kehrte, galt in den dortigen kirchlichen und politischen Kreisen als eine bedeutende Persönlichkeit. An sie erinnert heute das Kirchenfenster auf dem Ölberg. Barkhausen war auch in Jerusalem ein Begriff.
Montag, 21.11.2022
Weihnachtsschmuck
Diese schöne Weihnachtskugel mit dem Motiv Seemannshus hat dankenswerterweise der Lionsclub Gräfin Anna Langeoog aufgelegt. Sie hat 8 cm Durchmesser und kostet 10 €. Die Einnahmen kommen dem Seemannshus zugute. Sie kann samstags im Seemannshus erstanden werden oder in der Pizzeria Luciano, der Schmuggelkiste, der Hofgoldschmiede, im Salon Wilken.
Ein altes Dekorationsband für Weihnachten hat uns Johanne Ihnen zur Verfügung gestellt, das wir im Seemannshus aufhängen werden. Wir suchen weitere Weihnachtsdekoration aus alten Zeiten (keinen Plastikkrams).
Dienstag, 20.09.2022
Waschtag im Seemannshus
Viele Besucher und Teilnehmer kamen zu unserer Veranstaltung, die Fiona Wettstein und Birgit Haller
mit Unterstützung weiterer ehrenamtlicher Helfer durchgeführt hatten.
Unterstützung erhielten wir auch von der Historischen Drogerie in Aurich, die historische Seifen und Bleiche als Leihgabe lieferte.
Und unsere älteste Langeoogerin Alice Happek (102 Jahre alt) erzählte bei Tee und Kuchen aus alten Zeiten.
Über unsere Veranstaltung berichtet anschaulich Mayk Opiolla (LangeoogNews):
Witzige Zeitreise mit den Waschfrauen
Klappe auf, Wäsche rein, Waschmaschine an — davon konnten die Langeoogerinnen Trientje und Antje im Jahre 1900 nur träumen. Nein, da musste schon frühmorgens der Kessel zum Füllen der Bottiche vorgeheizt werden und dann wurde geschrubbt, gestampft und geseift, was das (Textil-)zeug hielt. Wichtiges Ziel: Die eigene Wäsche früher und sauberer als die der Nachbarin auf der Leine zu haben. Birgit Haller und Fiona Wettstein ließen am Dienstag im Seemannshus den Waschfrauen-Alltag mit viel Humor und Körpereinsatz lebendig werden. Von Letzterem wurden auch die Gäste nicht verschont ...
Schon von Weiten sah man am Dienstagvormittag, dass heute etwas anders war im Seemannshus, wo Heimatmuseum und Standesamt untergebracht sind. Lauter Wäsche flatterte auf Leinen am Haus, und diese auch noch merkwürdig altertümelnd: Lange Unterhosen, Spitzenschürzen, geklöppelte Spruchbänder mit aus moderner Perspektive nicht mehr ganz zitierfähigen Weisheiten zu den Tugenden einer guten Hausfrau.
Wer sich unbedarft näherte, wurde auch gleich von einer von zwei resoluten Waschfrauen in Empfang genommen und musste selber ran ans Waschbrett und an den Wäschestampfer: Dafür standen im Innenhof des Seemannshus, unter dem schönen Birnbaum, auch schon die Bottiche bereit. Etliche der Gäste erinnerte das gleich an die eigene Kindheit: "So haben wir in den ersten Jahren nach dem Krieg immer die Wäsche gewaschen", erzählt eine Dame.
Auch im Inneren des ansonsten so ordentlichen Hauses lag überall Wäsche herum, das meiste originale, zeitgenössische Textilien aus dem Fundus des Museums. So konnte man sich das geschäftige Treiben an einem Großwaschtag gleich bildlich vorstellen. Auch die Waschfrauen selbst (dargestellt von Birgit Haller und Fiona Wettstein) waren detailreich und authentisch bis zu den Holzpantinen ausstaffiert und unterhielten mit viel Witz und Verve. Ausflüge in die weitere Geschichte der Insel um 1900 durften dabei nicht fehlen; auch Persönlichkeiten dieser Zeit, wie Ortsvorsteher Jakob Pauls, wurden in die Aufführung eingeschlossen: Mit vielen historischen Fakten, aber natürlich auch mit ein wenig "Waschfrauengarn". Die Mitwirkung des Publikums wurde hinterher mit leckerem selbstgebackenen Kuchen belohnt.
Mittwoch, 07.09.2022
Dicker Spendenscheck von Feinkost Eckart
Viel Arbeit hatte die Kassiererin der Heimatvereins Margret Sjuts: 4.687 bei Feinkost Eckart in der Zeit von Januar bis Juni gespendete Pfandbons hat sie zusammengezählt. Dies ergab den stattlichen Betrag von 3.458,38 €. Diese krumme Summe hat die Familie Boekhoff dankenswerterweise auf 4.000 € aufgerundet und dem Heimatverein als Spende übergeben.
Freitag, 29.07.2022
Ferienpass: Mit dem Fahrrad zum Ostende
Für heute war eine Fahrt nach Spiekeroog angeboten. Dies nahm der Heimatverein zum Anlass, sich am Ferienpass zu beteiligen und so wollten gern 18 Kinder teilnehmen. Da die Fahrt ausfiel, überlegten sich Margret Sjuts, Helga Leiß und Angelika Fischer schnell eine Alternative, weil ja alle mit einem Ausflug gerechnet hatten. So fuhren sie mit 12 Kindern zwischen 6 und 13 Jahren mit dem Rad zum Ostende.
Unterwegs wurde mehrfach Halt gemacht, weil der Ostwind es allen nicht besonders leicht machte. Aber so konnte man in einer Pause die Funktion des Sieltors sich ansehen, später bei dem Vogelwärterhaus noch interessante Informationen bekommen und bei der Meierei ein Eis essen. Dann ging es über den Falkenweg Richtung Strand, wo einige Spiele, wie Fußball, Wikingerschach gespielt wurden oder auch eine Sandburg gebaut wurde.
Danach legten sie eine kurze Pause auf dem Spielplatz ein, um dann zur Meierei zu gehen, wo ein köstliches Würstchen für alle gegrillt wurde. Dagmar Falke hatte alles besorgt, so dass alle satt wurden.
Der Rückweg war leicht, denn jetzt hatten alle Rückenwind und so waren sie schnell wieder im Ort. Es war ein abwechslungsreicher Nachmittag, an dem die Zeit schnell verging.
Fotos und Text: Angelika Fischer
Donnerstag, 14.07.2022
Klönschnack mit "Remmer Freimuth"
Remmer Freimuth war jahrzehntelang beim Tourismusservice der Inselgemeinde als Werbe- und Veranstaltungsleiter beschäftigt. Da liegt es auf der Hand, dass er viel zu erzählen hatte.
Beim gut besuchten Klönschnack erzählte er Anekdoten und Geschichten aus seinen persönlichen Erfahrungen und freute sich, auch auf die Fragen von Gästen einzugehen.
Montag 11.07.2022
Nach 25 Jahren wieder im Standesamt
Am 11.07.1997 haben sie im Seemannshus geheiratet, nun sind sie zu ihrer Silberhochzeit wieder zum Tatort zurückgekehrt. Damals gab es noch keine mit ihren Namen gravierten Steine, sondern Hochzeitsdecken, auf denen sie mit Bleistift unterschrieben hatten. Der Schriftzug wurde von handarbeitsfreudigen Frauen des Heimatvereins nachgestickt. Auch wurde damals ein Fotoalbum geführt. Zur großen Freude des Jubiläumspaares wurde bei einem Glas Sekt beides wieder aufgetischt.
Auch der Heimatverein hatte Grund zur Freude: die Spendenbox wurde ordentlich gefüttert.
Samstag, 28.05.2022
Vom Dachboden ins Heimatmuseum
Im Heimatmuseum hängt seit langem ein Foto von Taletta Peters in ihrer Küche (damals "Haus Peters", später "Haus Taletta").
Die in der Küche hängenden Utensilien hat nun Taletta Düll, Urenkelin von Taletta Peters, auf ihrem Dachboden gefunden und dem Heimatverein übergeben. Sie werden jetzt neben dem Foto aufgehängt.
Taletta Peters wurde 1880 geboren und betrieb das 1902 gebaute Ferienhaus. Sie hatte fünf Söhne, zwei sind im Krieg in Russland gefallen, einer beim Bombenabwurf am Wasserturm und einer später an den Kriegsfolgen. Ihr fünfter Sohn hatte den von ihr aufgebauten Wäscherei- und Plättereibetrieb "Schwanenweiss" übernommen.
Donnerstag, 09.06.2022
Klönschnack mit "Herbert Burmester & Eva Funke"
Herbert Burmester und Eva Funke kamen zum Klönschnack, um diesmal nicht hauptsächlich zu musizieren und zu singen, sondern um über ihre Erlebnisse und Geschichte(n) zu erzählen, die sie als Mitglieder des Teams Dünensingen und als Mitglieder des Langeoog-Chores "De Likedeeler" hatten.
Bei schönen Wetter fand der Klönschnack im Garten hinter dem Seemannshus statt.
Donnerstag, 12.05.2022
Klönschnack mit "Manni & Ossi"
Diesmal fand bei schönstem Wetter draußen unter dem Birnbaum und dem Flieder im Hof des Seemannshus wieder ein Klönschnack statt. Die Gäste fragten viel - und Manfred Lau und Gerhard Siebels hatten viel zu erzählen.
Eine stattliche Spende über 67,50 € kommt dem Heimatverein zugute, der in Zukunft noch viel zu investieren hat.
Samstag, 19.02.2022
Verschickungskinder im Heimatmuseum
Eine Gruppe von früheren Verschickungskindern hat zur Aufarbeitung ihrer damaligen oft belastenden Erlebnisse Langeoog besucht. Einige wussten nicht mehr, in welchem Kinderheim sie untergebracht waren, nur bruchstückhafte Erinnerungen waren geblieben. Mit Hilfe alter Fotos und Lagepläne auf der neuen Medienstation im Seemannshus konnten zwei Verschickungskinder "ihr" Kinderheim wiederfinden.
Freitag, 31.12.2021
Bräuche zu Silvester/Neujahr
Zwischen Weihnachten und Neujahr wurden und werden auch heute noch Neujahrskuchen und Knetwaffeln gebacken (Neujahrskuchen werden aus flüssigem Teig und Knetwaffeln aus festem Teig gebacken). Früher wurden die Neujahrskuchen in einem Neujahrseisen, das einen langen Stiel hatte, im offenen Feuer gebacken. Manche Neujahrseisen waren sogar mit einem Wappen versehen. Da nicht alle Insulaner ein Neujahrseisen besaßen, wurde das Eisen in der Nachbarschaft herumgereicht."Wann backst Du? Wer ist dann an der Reihe?" Das Eisen wurde oft gar nicht kalt.
Außerdem wurden am Silvestertag Prüllkes und Schweinsohren gebacken (beides Fettgebäck). Dann begann man, alle beweglichen Gegenstände rund ums Haus einzuschließen. Die jungen Leute machten sich einen Spaß daraus, solche Dinge zu verstecken. Oft fand man eine Leiter oder ähnliches auf dem Dach oder am Ende des Dorfes wieder. Sonst wurde Silvester meist im Familienkreis gefeiert.
Nach dem Kirchgang gab es zum Abendbrot traditionell Heringssalat. Später trank man Tee und saß gemütlich zusammen. Alkohol gab es wenig, vielleicht mal einen Schnaps, Likör oder einen Arrak-Grog. In manchen Familien wurde auch schon mal Blei gegossen. Nach dem Glockenläuten um 24 Uhr ging man meistens zu Bett.
Ein Feuerwerk gab es damals noch nicht. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte man allerdings im Cafe Schmidt feiern bei Musik und Tanz. Am Neujahrsmorgen kamen dann schon die ersten Besuche, um "Prost-Neujahr" zu wünschen. Ihnen wurde ein Schnaps eingeschenkt.
Auch die Kinder gingen von Haus zu Haus, um ein gutes, neues Jahr zu wünschen. Sie bekamen dann Prüllkes oder Neujahrskuchen. Sehr beliebt waren die Besucher, die mit Ziehharmonika und Teufelsgeige ein Ständchen brachten und damit für frohe Stimmung sorgten. Sie bekamen Schnaps oder gegen Abend auch Heringssalat. Unentwegte Neujahrsläufer kamen auch noch an den nächsten Tagen, hauptsächlich aber, um noch einen Schnaps zu ergattern.
Ein solches altes Neujahrseisen mit
Wappen besitzt auch der Heimatverein - noch liegt es im Keller, aber wir arbeiten daran, dass der Heimatverein ein begehbares Archiv bekommt.
Samstag, 4.12.2021
Zwei Lichterketten am Seemannshus
Ein Kind sitzt in einer Lichterkette am Hochzeitsstein seiner Eltern.
Eine Lichterkette hängt am neuen Tannenbaum, den Otto Boekhoff (Feinkost Eckart) dem Seemannshus gespendet hat.
Montag, 15.11.2021
Nach 60 Jahren das Seemannhus wieder besucht
1961 kam Manfred Hammes als Kind mit seinen Eltern nach Langeoog und wohnte bei Anni Seemann, die das Haus Seemann mit 10 Gästebetten betrieb. Jetzt schaute er wieder aus "seinem" Zimmer heraus - 60 Jahre später im Seemannshus. Da war selbstverständlich eine ausgiebige Extra-Führung durchs Seemannshus fällig.
Mittwoch, 10.11.2021
Gäste spenden altes Porzellan
Eine Vase und einen Becher brachten uns Klaus und Karin Krahn heute ins Seemannshus. Eigentlich bevorzugen sie Bergwandern, aber als das vor zehn Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich war, erinnerte er sich daran, dass er 1966 in einem Schullandheim auf Langeoog war. So wurden sie langjährige Stammgäste auf Langeoog beim Vermieter Klaus Kremer. Als dann in der Familie diese alten Vasen vermutlich aus den 50er Jahren mit Langeoog-Logo auftauchten, war klar, dass sie zurück auf die Insel müssen. Und so gehören sie jetzt zum Bestand des Heimatmuseums.
Montag, 8.11.2021
Wieder ein besonderer Geburtstag
Frau Gertrud Plaisier feiert heute ihren 99. Geburtstag, zu dem der Heimatverein natürlich auch herzlich gratulierte. Vor zwei Wochen hatte sie für das Heimatmuseum einige interessante alte Küchenutensilien gespendet und sie hatte den Wunsch, mal wieder das Seemannshus zu besuchen. Bei bestem Wetter haben wir sie begleitet. Der große Schrank im Hochzeitszimmer ist auch eine Spende von ihr, den wollte sie doch noch mal begutachten.
Auf dem Weg nach Hause musste aber noch eine längere Pause eingelegt werden - nicht weil die Beine nicht mehr wollten, sondern weil die Likedeeler spielten. Sie war früher lange aktives Mitglied und jetzt als Ehrenmitglied hat sie den Auftritt ausgiebig genossen.
Dienstag, 2.11.2021
Anonyme Spende mit schöner Geschichte
Über diese Post ohne Absender von einer unbekannten Person haben wir uns sehr gefreut. Der Brief dazu:
"Im September 1961, also vor ziemlich genau 60 Jahren war ich zum ersten Mal (als 4-jährige) auf Langeoog. Als Kind dann ziemlich regelmäßig jedes Jahr im Sommer für 3 Wochen (später dann weniger, aber wenn möglich - einmal im Jahr für 1 Woche).
Als Kind bekam ich für das "Urlaubsgeld" das beigefügte Portemonnaie (die Sicherungskette war eine Erfindung meiner Tante), mit dem ich loszog und mir z.B. eine mit einem Papierbändchen verschlossenene Muschel kaufte, aus der, wenn man sie in ein Glas Wasser legte, eine schöne Papierblume "wuchs" ... 1001 Erinnerungen und immer wieder gerne: Langeoog!"
Und ein 20 €-Schein lag auch noch dabei !
Der Heimatverein bedankt sich auf diesem Wege, vielleicht liest der Absender dies ja.
Samstag, 11.09.2021
Kutschfahrt des Heimatvereins zur Meierei
Mit drei Kutschen ging der Heimatverein auf "Betriebsausflug", Musik und zeitweiliger Regen gehörte dazu. Die Stimmung war allerbest und der Kuchen in der Meierei hat allen geschmeckt. Einige Impressionen:
Fotos: Jörn Drescher, Erhard Nötzel
Freitag, 10.09.2021
Das Seemannshus hat eine neue Hochzeitsbank
Die alte Hochzeitsbank war leider so marode geworden, dass sie aus dem Verkehr zogen werden musste. Andreas Mennen hatte sie 1999 gebaut und dem Heimatverein geschenkt. Nun hat der 2. Vorsitzende des Heimatvereins Peter Wettstein neue Spender gefunden: Annelie und Bernd Spies. In mühevoller Handarbeit hat Bernd Spies eine alte Bank der Inselgemeinde restauriert. Das gusseiserne Gestell wurde gesandstrahlt und gespritzt. Ein noch erhaltenes Logo hat er penibel neu angemalt und ein fehlendes Logo neu erstellen lassen von dem bekannten Ordens- und Medaillenhersteller Steinhauer & Lück.
Zum Schluß wurde sie mit rustikalem Eichenholz beplankt und imprägniert.
Mit einem kleinen Messingschild auf der Bank dankt der Heimatverein den edlen Spendern.
Die Bank wurde an einem Tag aufgestellt, als gerade eine Hochzeit stattfand, das Brautpaar hat die neue Hochzeitsbank sofort in Beschlag genommen.
Dienstag, 07.09.2021
Die "Inselrosen" traten exklusiv für den Heimatverein auf
Birgit Haller und Fiona Wettstein spielten Langeoogs „Inselrosen“, faszinierende Inselgewächse. Jede der beiden verwandelte sich in drei „Rosen“, drei Frauenfiguren, die in unterschiedlichen Zeiten gelebt hatten, eine Zeitreise durch 100 Jahre Inselgeschichte. So erblühte die erste Inselrose, Badefrau Hilke, um 1887 und führt zu den Anfängen des Seebads Langeoog. Dann wechselte die Zeit und Frau Meta Peters, eine gestandene und nicht gerade auf den Mund gefallene Hotelierswitwe erschien. Mit viel Palaver und einigen Überraschungen aus Ihrem Koffer machte Frau Peters mit Geschichten und Gesichtern der oberen Gesellschaft Langeoogs bekannt. Aber auch Frau Peters hatte viel zu tun und so erschien Johanna, die den ersten Weltkrieg auf Langeoog erlebte. Viele Informationen zu Geschehnissen im 2 Weltkrieg wurden ergreifend dargestellt. Und Lale trat natürlich auch noch auf.
Donnerstag, 26.08.2021
Ortsplan aus dem Jahr 1950 gespendet
Langeoogs Gäste sind immer für eine Überraschung gut
Vor genau 70 Jahren kam Hans-Peter Fries mit einer Schulfahrt nach Langeoog. Seine damalige Postanschrift war "Christliches Hospiz Westflügel". Über einen Fernsehbeitrag "Wunderschön in Langeoog" kam er spontan auf die Idee, wieder auf die Insel zu kommen. Dabei fiel ihm ein, dass er noch eine Karte von damals aufgehoben hatte.
Diese Karte von 1950 brachte er mit und übergab sie dem Heimatverein mit der Bemerkung: "Bevor meine Kinder sie wegschmeissen".
Der Heimatverein freut sich natürlich über solche Geschenke und stellt sie öffentlich zur Verfügung, auch z.B. auf der Medienstation im Seemannshus
Wir nehmen diese Schenkung auch zum Anlass, langjährige Inselgäste, aber auch Insulaner darum zu bitten, bei sich nach alten Fotos, Unterlagen, Prospekten usw. nachzusehen und sie dem Heimatverein zur Verfügung zu stellen, bevor sie im Müll landen (was leider sehr oft vorkommt).
Herr Fries hat uns auch noch Fotos aus seinem Album kopiert und sie erläutert:
Abfahrt der Schülergruppe (Jungen) vom Bhf. Siegen. Studienrat Schröder hält das Zuglaufschild „Frankfurt – Gießen – Siegen – Hagen – Dortmund – Münster W – Emden West – Norddeich“. Ich bin im rechten Zugfenster unten links mit Kopfmütze zu sehen. Diese Mütze/Kappe, geschmückt mit vielen Andenken-Ansteckern, besitze ich immer noch.
Mütze/Kappe, geschmückt mit vielen Andenken-Ansteckern. Der Schriftzug „Langeoog“ auf dem Segelschiff-Anstecker ist nach 70 Jahren etwas verkratzt, aber noch lesbar.
Das Foto zeigt den Westflügel des christlichen Hospiz (wie es damals hieß; heute: Haus Kloster Loccum). In diesem war die Siegener Schüler- und Betreuergruppe untergebracht. Unsere Zimmer(fenster) an der Westfront des Gebäudes. Bemerkenswert ist, dass - anders als im ursprünglichen und jetzigen Zustand - diese (Schlagwetter-)Seite verschiefert war (mit großen Kunstschiefern).
Auf dem Weg vom Hospiz in den Ort. Ich (rechts) bin der kleinste und gehe barfuß. Rechts das „Ihnken´s Hotel", jetzt "Anna See".
Wanderung in den Dünen (damals offensichtlich noch nicht untersagt!).
Mit diesem kleinen Ausflugsboot machten wir einen „Turn“ zur Hauptschifffahrtslinie. In den Bugwellen eines Frachters wurden einige „Landratten“ seekrank mit „Möwenfütterung“.
Unsere Strandburg. Damals war es noch üblich, die Burgen zu beflaggen. Meine Mutter hatte dazu eine große weiße Fahne angefertigt, auf der sie mit großen roten Buchstaben das Siegerländer Erkennungswort „Riewekooche“ (hochdeutsch. Reibekuchen, eine Siegerländer Spezialität) genäht hat.
Der Strand bei bzw. nach der Sturmflut (nach meiner Erinnerung Windstärke 11 – 12). Der Strand ist überflutet, und alle Burgen (bis auf eine Hochburg mit Korb und einigen Ruinen) sind zerstört. Alle Strandkörbe sind zu ihrem Schutz vor den Dünenrand verbracht worden.
Der Hafen von Langeoog. Damals noch ohne jegliche Gebäude. Mit dem Motorrettungsboot „Langeoog“
Freitag, 30.07.2021
Ferienpaßaktion des Heimatvereins
Der Heimatverein lud am Freitag, den 30.7.21 Kinder im Alter von 6 – 12 Jahren zu einer kostenlosen Fahrradtour ein. So nahmen 10 Kinder teil, die, von Margret Sjuts, Helga Leiss und Angelika Fischer begleitet, ab 14 Uhr gemütlich zum Falkenweg fuhren, um am Strand und auch auf dem Spielplatz beim Falkenweg schöne Spiele wie Boccia, Völkerball, Klettern und Sandsäckchen werfen mit großer Freude durchführten. Überrascht wurden sie noch von ihrem Freund Jonne, der wegen einer Verletzung am Knie nicht teilnehmen konnte, aber dann doch von seinem Vater zum Falkenweg gebracht wurde. So war die Gruppe vollständig und sie gingen danach zufrieden zur Meierei, wo alle zu einem leckeren Bratwürstchen mit Brötchen und Getränk eingeladen wurden. Dafür noch ein herzliches Dankeschön an Dagmar und Klaus Falke, die dies gespendet haben.
Im Anschluss durften alle durch Verstecken spielen die Meierei erkunden. Es machte allen großen Spaß und gut gelaunt mit vielen Erlebnissen im Gedächtnis fuhr die Gruppe durch das Pirolatal zufrieden zurück nach Hause.
Text und Fotos: Angilika Fischer
Sonntag, 17.07.2021
Neues Denkmal auf Langeoog eingeweiht
Der "Anzeiger für Harlingerland" berichtet dazu am 21.7.2021:
Landvermessung begann vor 200 Jahren
FEIERSTUNDE Hinweistafel erinnert am Wasserturm an das Wirken von Carl Friedrich Gauß
200 Jahre nach dem Beginn der Vermessung des Königreichs Hannover durch Carl Friedrich Gauß ist jetzt am Langeooger Wasserturm von Bürgermeisterin Heike Horn, dem Präsidenten der Ostfriesischen Landschaft Rico Mecklenburg und dem Vorsitzenden des Heimatvereins Langeoog Erhard Nötzel in einer Feierstunde eine Gedenktafel am Ort des damaligen Signalpostaments enthüllt worden.
Ostfriesland und auch Langeoog gehörten damals vor 200 Jahren – zu einer der ersten Regionen in der Welt, in der man mit innovativer Messtechnik und mathematischer Triangulation ein Netz aus überdimensionalen Dreiecken bestimmte, um das Land exakt vermessen zu können und so eine Grundlage für genaue Karten zu haben.
Erhard Nötzel hatte die Gäste der Veranstaltung am Wasserturm begrüßt und darauf hingewiesen, dass man sehr gerne dieses besondere Ereignis dem Anlass gebührend größer gefeiert hätte, man freue sich aber, dass sogar Carl Friedrich Gauß persönlich erschienen sei – Prof. Klaus Kertscher von der Jade Hochschule Oldenburg, neben André Sieland vom Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung einer der Vortragenden, hatte sich als Gauß gekleidet.
Heike Horn dankte dem Heimatverein und Journalistin Petra Wochnik, die das Projekt nach dem Fund eines preußischen Vermessungspunktes mit André Sieland auf den Weg gebracht hatten. Die große Bedeutung der damaligen Vermessung der Rolle Langeoogs darin erschließe sich manchem erst nach Beschäftigung mit dem Thema. Die Bedeutung der Genauigkeit von Vermessung sei auf Langeoog allerdings leidvoll vertraut, fügte sie mit einem Augenzwinkern an und verwies auf die Fehler bei der Planung der neuen Containerbrücken.
Rico Mecklenburg erinnerte an die schwierige Aufgabe, mit einfachsten Mitteln damals exponierte Punkte für die Triangulation rechnerisch zu verbinden. Teilweise hätten dafür Bäume gefällt und Messungen 100-fach wiederholt werden müssen. Dies sei teilweise unter großen Strapazen erfolgt, besonders auf den Inseln seien nicht zuletzt durch den Sand die Bedingungen für den Einsatz der Messinstrumente noch widriger gewesen.
Von Langeoog aus seien vier Messungen erfolgt, Baltrum, Dornum, Esens und Spiekeroog seien durch drei Dreiecke angeschlossen worden.
Die Vielseitigkeit des Titans der Wissenschaft, der Gauß ohne Zweifel gewesen sei, hob Prof. Klaus Kertscher hervor, der schon seit 37 Jahren regelmäßig auf Langeoog zu Gast ist. In der Mathematik, der Physik, der Astronomie und der Vermessung habe er große Leistungen vollbracht und dabei nicht nur in der Theorie, sondern auch als Praktiker überzeugt.
Für den Auftrag von König Georg IV. von Hannover, das Land zu vermessen, bediente er sich mit der Triangulation eines geometrischen Tricks. Für die Bestimmung der Längen benötigte man nur eine bekannte Seite und zwei Winkel, um die fehlenden Seitenlängen zu ermitteln. Diese dienten dann für anschließende Dreiecke als bekannte Seiten. So konnte das Land mit Hilfe von Winkelmessungen mit Dreiecken überzogen werden. Damit seien Maßstäbe weltweit gesetzt worden.
Den Bogen zu aktuellen Vermessungskampagnen schlug André Sieland, denn er ist an der Neuvermessung des Landes beteiligt. Auf Langeoog erlaubte er durch Zitate aus Briefen von Gauß-Assistent Georg Wilhelm Müller einen Blick in die Zeit vor 180 Jahren, als dieser 1841 das Signalpostament im Westen der Insel auf der Kaapdüne, auf der heute der Wasserturm steht, anlegte. Er berichtete von Moorbränden, die den Blick ans Festland erschwerten und dass die Bekanntmachung der Länge und Breite des Postamentes und die Bedeutung auch für die Schifffahrt dazu führen sollten, dass die Signale auf den Inseln als Heiligtum betrachtet werden.
Gemeinsam mit Erhard Nötzel und Petra Wochnik habe Sieland sich im September auf eine Spurensuche auf Grundlage alter Aufzeichnungen begeben, und nun könne die einzige Rekonstruktion eines Signalpostaments in Niedersachsen mit einer Gedenktafel gefeiert werden. Die Enthüllung nahmen dann Heike Horn, Rico Mecklenburg und Erhard Nötzel vor.
Der Vorsitzende des Heimatvereins dankte abschließend allen Beteiligten von der Planung bis zur Organisation der Feier und lud zum Ausklang in den Garten des Seemannshus zu Gesprächen bei Sekt, Tee, Kaffee und Kuchen ein.
Text: Klaus Kremer
Fotos: Klaus Kremer, Klaus Kertscher, Erhard Nötzel
"De Utkieker" berichtete ebenfalls: Die Spitze des Dreiecks
Diese schöne Bank stand früher auf dem Langeooger Fährschiff "Kaiserin Auguste Victoria" (1896-1951).
Die Holzplanken waren inzwischen Morsch geworden und das Gestell verrostet. Viele Helfer haben sie nun wieder restauriert: Karl von der Bahnwerkstatt hat das Gestell gesandstrahlt, Meike aus der Malerwerkstatt hat es fachgerecht gestrichen. Jan aus der Strandkorbwerkstatt hat feinstes Mahagoni spendiert und der Vereinsvorstand hat es lasiert und die Bank montiert. Auf einem kleinen Messingschild steht jetzt "Kaiserin-Bank".
Auch die Pforte am Seemannshus ist erneuert, Henry hat sie heute montiert.
Die Schüler:innen der Klasse 3 sind derzeit auf den Spuren vergangener Zeiten unterwegs.
Mit Unterstützung ihrer Klassenlehrerin Frau Angelina Janßen recherchieren die Kinder im Sachunterricht über alte Gebäude auf ihrer Heimatinsel Langeoog.
In einem Referat werden die einzelnen Bauwerke nach und nach innerhalb des Unterrichts jeweils von einem Kind vorgestellt. Wann sind die einzelnen Häuser erbaut worden? Zu welchem Zweck wurden sie früher und werden sie heute genutzt? – dies sind nur einige Fragen die es zu beantworten gilt. Näher beleuchtet werden u.a. zum Beispiel der Wasserturm, das Seemannshus, die Kirchen, die Meierei oder auch das Hospiz Kloster Loccum.
Unter Wahrung der aktuellen Hygienevorschriften gemäß den gültigen Coronaverordnungen durften sich die Kinder nun auf Einladung des Heimatvereins Langeoog, vertreten durch Margret Sjuts, das Seemannshus im ‚ORIGINAL’ an Ort und Stelle anschauen.
Besonders spannend war es für die Entdecker:innen ein Spinnrad vorsichtig zu untersuchen, welches von Fotos bereits bekannt war. Antje Peters (geb. 1852) hat nachweislich daran gearbeitet. Sie war die Großmutter von der noch auf Langeoog lebenden 100-jährigen Alice Happek.
Jördis Recker
Nicht lange vor seinem 90sten Geburtstag - jetzt im Mai - mussten wir von unserem jahrzehntelangen Vereinsmitglied, Wegbegleiter und tatkräftigen Unterstützer, Dieter Westerkamp, Abschied nehmen.
Jedem, dem er begegnet ist und mit dem er gesprochen hat, wurde sehr schnell klar, dass Dieter nicht die Rolle des bärtigen, wind- und wettererprobten Ostfriesen spielte, sondern sich genauso gab wie er tatsächlich war. Dabei verstrahlte er auch noch in hohem Alter meist eine unerschütterliche Zuversicht und eine bewundernswerte Zufriedenheit, die sich möglicherweise aus der festen Verwachsenheit mit seiner Umgebung erklären lässt.
Wir hatten es also mit einem waschechten Küstenmenschen zu tun, der die Insel und seinen immer in Ehren gehaltenen Heimatort Langeoog fast sein gesamtes Leben lang mit wachem und nicht selten zwinkerndem Auge beobachtet hat, der deshalb fast alles und jedes kannte und der allen Interessierten immer wieder bereitwillig zu Fragen nach der Insel, nach ihren Menschen und deren Geschichten Rede und Antwort stand.
So haben wir mit Dieter einen wichtigen Zeitzeugen verloren, der von sich selber nie viel Aufheben gemacht hat und sich nicht selten schmunzelnd überrascht zeigen konnte über das große Interesse an seinen unerschöpflichen Kenntnissen von seiner Insel.
Der Blick auf das Seemannshus - und hier vor allem auf den Kopf des hochaufragenden Fahnenmastes - kann uns noch lange an Dieter erinnern. Sein erlernter Beruf des Tischlers war ihm als Rentner zum Hobby geworden und in diesem Rahmen hat er uns erst im vorigen Jahr in seiner Kellerwerkstatt einen neuen Mastknauf aus Hartholz geschnitzt und damit den verwitterten Vorgänger dauerhaft ersetzt.
Text: Christoph Lowes
In diesem Film-Zusammenschnitt vom Oktober letzten Jahres bei einer "Teetied" gemeinsam mit Alice Happek erzählt Dieter anschaulich mit seinem Humor u.a., warum Seeleute nicht schwimmen lernten, warum Seeleute einen goldenen Ring im Ohr trugen und wie 1942 eine Seenotrettung stattfand:
Auf dem sandigen Boden der Kaapdünen hatte der langjährige Mitarbeiter von Carl Friedrich Gauß, Georg Wilhelm Müller, im Juni 1841 unter schwierigen Bedingungen seine historische Messstation errichtet, um mit den modernsten Geräten seiner Zeit und mit Hilfe der Mathematik Winkel zu messen und weit entfernte Distanzen zu berechnen. Das war Forschern aus originalen Briefwechseln bereits bekannt. (Über die Hintergründe hatte bereits „Ostfriesland Reloaded“ berichtet). Doch wo stand Müller damals genau und blickte in sein Fernrohr? Wo war der originale Messpunkt? Denn im Gegensatz zu einem – viel jüngeren – Messpunkt der Preußen, von dem noch das obere Ende eines Granitpfeilers aus dem Sand lugt, war bisher unbekannt, wo die berühmte Vermessung durch Gauß und seinen Mitarbeiter Müller auf Langeoog eigentlich genau stattfand.
Der Heimatverein Langeoog hat einen Experten für historische Messpunkte, André Sieland aus Hannover, nach Langeoog eingeladen. Ihm ist es nun mit tatkräftiger Unterstützung des Heimatvereins gelungen, den originalen Standort der historisch ersten Vermessung von Langeoog zu seinen Nachbarinseln und der Küste zu verorten.
Dem originalen Standort genähert hat sich Sieland dabei auf mehreren Wegen. Zum einen sind die alten Koordinaten der Gauß‘schen Landesvermessung noch heute bekannt. Sie sind in einem Verzeichnis festgehalten, das die Fachleute der Landesvermessung als das „Wittstein’sche Koordinatenverzeichnis von 1868“ kennen, und das auch die originale Koordinate für den damaligen Langeooger Messpunkt nennt. Sieland hat sich aber für seine Feldforschung neben dieser absoluten Angabe noch auf ein anderes, relatives, Verfahren gestützt: Er hat ausgehend von gut bekannten und lagestabilen Messorten, mit denen sich die historischen Koordinaten nachbarschaftlich transformieren lassen – von Jever, Dornum, Hage und Pilsum – die Koordinaten des Langeooger Standorts errechnet. Der Mittelwert aus allem ergab dann die von Sieland ermittelte sogenannte UTM-Koordinate in Metern: 32 399 530,518 (East) und 5 956 497,418 (North).
Mit diesen Zahlen als Grundlage ging es am 12. September vor Ort ins Gelände, um den rechnerisch ermittelten Punkt vom Papier in die Natur zu übertragen. Da war der Wasserturm wiederum sehr hilfreich, denn die Koordinaten seiner acht Ecken waren als feste Bezugsgröße bekannt, so ließen sich genaue Entfernungsangaben von den Ecken des Wasserturms zu dem alten Vermessungspunkt im Voraus errechnen. Mit dem Messband wurden diese Entfernungen dann genau von den Ecken am Sockel des Wasserturms ausgehend gemessen: die Punktabsteckung des historischen Gauß’schen Messpunktes führte in die Büsche mit den Wildrosen direkt rechts neben der Aussichtsplattform mit dem Fernrohr. Genau hier war’s!
Von hier wurden die ersten Dreiecke über Land und Wattenmeer gezogen: zwischen Langeoog-Baltrum-Dornum, Langeoog-Baltrum-Esens, Langeoog-Dornum-Esens und Langeoog-Esens-Spiekeroog.
Das originale Postament der Gauß’schen Messung, ein etwa 1,20 Meter hoher, gemauerter Pfeiler mit quadratischem Grundriss und einer Kantenlänge von 31,2 Zentimetern, hat die Jahrhunderte nicht überdauert. Messungen mit einer Sonde und eine Probegrabung lieferten dazu keine Belege.
André Sieland ist Fachgebietsleiter bei der Landesvermessung und Geobasisinformation beim LGLN in Hannover und hauptberuflich für die Festpunktfelder zuständig. Zudem ist er Autor eines Buches, das nächstes Jahr pünktlich zum Jubiläum erscheinen wird, und erstmals sämtliche Korrespondenz zwischen Gauß und seinen Mitarbeitern in transkribierter Form vorstellt. Die Forschung auf Langeoog ist Teil seiner Buchrecherche. Unter den rund tausend Briefen finden sich unglaublich lebendige Passagen über die Vermessung Ostfrieslands. Eine einzige Fundgrube, auch für Langeoog.
Das Land Niedersachsen wird das Jubiläum der Königlich Hannoverschen Landesvermessung 2021 mit vielen Veranstaltungen im Land würdigen.
Der Heimatverein Langeoog wird dann in einer kleinen Ausstellung die Bedeutung der Arbeiten von Gauß und Müller darstellen und passende Veranstaltungen durchführen.
Der viel jüngere Messpunkt der Preußen
Herr Sieland erläutert seine relative Berechnung
Die Übersichtskarte der Ostfriesischen Vermessung
Text: Erhard Nötzel und Petra Wochnik
Fotos: Erhard Nötzel
„Teilen Sie Ihren Denkmal-Schnappschuss mit uns und machen Sie mit beim digitalen Tag des offenen Denkmals!” Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) lädt auch in diesem besonderen Jahr zur Teilnahme an ihrem Fotowettbewerb ein. Ob bei einem entspannten Spaziergang oder den alltäglichen Erledigungen – überall begegnen dem aufmerksamen Auge des Fotofreundes historische Bauwerke und Grünanlagen, die die Umgebung prägen - zum Beispiel das Seemannshus.
Nun heißt es nur noch Smartphone oder Kamera zücken und das gewinnende Objekt ablichten. Dann den Denkmal-Schnappschuss unter https://registrierung.tag-des-offenen-denkmals.de/foto-aktion hochladen, Onlineformular ausfüllen und ein paar Sätze dazu schreiben, warum gerade dieses Bauwerk begeistert. Teilen Sie Ihren Denkmalschnappschuss auch bei Instagram mit den #tag-desoffenendenkmals #denkmalschnappschuss.
Tipps und Tricks für Ihre Denkmal-Fotos finden Sie in dieser Handreichung.
Einsendeschluss ist der 13. September, der Tag des offenen Denkmals. Unter den Mitmachern wählt eine Jury der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die fünf eindrucksvollsten Denkmal-Schnappschüsse aus und veröffentlicht die Fotos mit den persönlichen Eindrücken in der November-Ausgabe von Monumente, dem Magazin für Denkmalkultur in Deutschland. Vorher wird der Gewinner aber bereits persönlich informiert. Details unter www.tag-des-offenen-denkmals.de.
Der Tag des offenen Denkmals ist die größte Kulturveranstaltung Deutschlands. Seit 1993 wird sie von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), die unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht, bundesweit koordiniert. Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days. Mit diesem Tag schafft die Stiftung große Aufmerksamkeit für die Denkmalpflege in Deutschland.
Strahlende Gesichter bei der Übergabe des Seemannshus an den Heimatverein im April 1990:
1. Vorsitzender Habbo Tongers,
Architekt Ejnar Tonndorf,
Arbeitsamtsleiter Günther Dorsch,
Ulf Lümkemann,
Arbeitsamt-Nebenstellenleiter Lothar Mauß,
Maurer Wilhelm Willms,
Ratsherr Enno-Ludwig Oldewurtel,
stv. Gemeindedirektor Frerich Göken,
Ratsherrin Gerda Parzies,
Bauamtsleiter Bernhard Freimuth (v.l.).
Der Berliner Maler Johannes Hänsch (1875 – 1945) bereiste unzählige Male die nordfriesische Insel Sylt und eroberte mit Staffelei und Malpalette die Besonderheiten dieser Insel. Dabei entstanden großartige Seestücke, die das Meer, aber auch die Dünenlandschaft zeigten. 1939 besuchte J. Hänsch Langeoog. Die beiden eindrucksvollen Langeoog Bilder kamen als Spende des größten Sammlers von Hänsch Bildern, Dr. R. Beetz (München/Berlin) in den Besitz des Heimatvereins Langeoog e.V. und werden hier erstmals ausgestellt. Das große Ölgemälde „Letzte Kurgäste“ (1939) zeigt den Rudolf-Eucken-Weg. Hier sogar mit zwei weiblichen Badegästen, was äußerst selten vorkam beim Landschaftsmaler Hänsch. Das kleinere Aquarell zeigt die Dorfansicht 1923. Der Heimatverein Langeoog ist Dr. R. Beetz für seine Bilderspende sehr dankbar und freut sich, dass die Langeoog Bilder des Malers Johannes Hänsch im Seemannshus ihren richtigen Platz gefunden haben.